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    Die Frau im Schützengraben

    Die imaginierte Dichotomie von ‚männlicher Front’ und ‚weiblichem Hinterland’ verhinderte lange Zeit einen differenzierten Blick auf die verschiedenen Tätigkeitsbereiche von Frauen im Ersten Weltkrieg. Warum sollte man sie im Schützengraben suchen, wenn sich ihr Platz ohnehin im „Heer der Heimat“ befand?

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    „Dass dieser Krieg nie enden möge!“

    Glutheiß war es auf dem Balkon. Trotzdem derselbe auf der Schattenseite lag, fühlte man die sengende Hitze, mit der die Augustsonne die Straßen Berlins einheizte.“ So leitet Else Ury ihren Band Nesthäkchen im Weltkrieg ein, und wir, die LeserInnen, werden eingefangen und mitgenommen: Auf ins Abenteuer Weltkrieg!

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    Kriegsknigge aus dem Bienenstock: "Die Biene Maja" als Soldatenbestseller

    Als 1976 Die Biene Maja als Zeichentrickfilmfigur über die Fernsehbildschirme flog und Karel Gott seinen später zum Schlager avancierten Titelsong dazu beisteuerte, trat Waldemar Bonsels berühmteste literarische Figur zum zweiten Mal einen Siegeszug im deutschsprachigen Raum an. Dass Bonsels’ Buch im Ersten Weltkrieg zur „klassischen“ Frontliteratur zählte, ist heute weitgehend unbekannt.

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    Nationalheld für die Ewigkeit

    "Eugens letzte Tage und der Löwe im Belvedere ... der König von Frankreich, den er so oft besiegt hatte, verehrte ihm einen afrikanischen Löwen ... endlich kamen drei Tage, wo der Löwe seinen Herrn nicht mehr sah, er verweigerte alles Fressen und lief unruhig im Käfig auf und nieder ... gegen drei Uhr morgens stieß er ein solches Gebrüll aus, daß der Tierwärter hinauslief in die Menagerie um nachzusehen. Da sah er Lichter in allen Zimmern des Schlosses, zugleich hörte er in der Kapelle das Sterbeglöcklein und so wußte er, daß sein Herr, der große Prinz Eugen, zu eben dieser Stunde gestorben war."

    Historische Persönlichkeiten dienen seit jeher als Projektionsfläche für – zumeist – idealisierende Darstellungen von Staaten und Bevölkerungsgruppen. In Kriegszeiten sind es naturgemäß vorzugsweise siegreiche militärische Führungsfiguren aus der Vergangenheit, die zu propagandistischen Zwecken herangezogen werden. In Österreich war es Prinz Eugen von Savoyen, dem während des Ersten Weltkriegs in Essays, Gedichten und auch in der Kinderliteratur gehuldigt wurde.

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    Der „lustige“ Krieg

    Die Nachfrage nach kindergerechter Literatur zum Krieg war mit Kriegsausbruch sehr stark. Besonders die Bilderbücher erfreuten sich großer Beliebtheit und erschienen dementsprechend zahlreich. Die Darstellungen nahmen sowohl ernste, sehr oft aber auch vermeintlich heitere Themen auf, die den Krieg zum fröhlichen Spiel erklärten.

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    Die Monarchie geht unter, neue Staaten entstehen

    Erde aus Böhmen, Erde aus Ungarn, Erde aus Slowenien ... Erde aus Österreich“ – Mit diesen Worten begräbt der Schriftsteller Franz Theodor Csokor in seinem Drama 3. November 1918 nicht nur einen Oberst der k. u. k. Armee, der aus Verzweiflung Selbstmord begangen hatte, sondern symbolisch auch die Monarchie.

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    Der 12. November 1918

    „... und dann werde Fritz Adler die Sowjetrepublik Oesterreich ausrufen. Das Beschämende an der Sache war nicht so sehr die Kindlichkeit des Arrangements als die Namen, die mit ihr in Zusammenhang gebracht wurden: Rothziegel, Frey, Weihrauch, Ganser, Kisch, Waller usw., lauter Juden.“ (aus dem Tagebuch von Oberpolizeirat Franz Brandl)

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    Der Weg zum 12. November: „Kommt der Friede nicht zustande, so ist hier die Revolution“

    Dem Zusammenbruch der Monarchie gingen Massenstreiks der Arbeiterschaft voraus. Am markantesten und folgenreichsten war der Jännerstreik 1918, der vor dem Hintergrund der Russischen Revolution, der schleppend verlaufenden Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk sowie der katastrophalen Versorgungslage am Morgen des 14. Jänner in Wiener Neustadt seinen Ausgangspunkt nahm und sich in weiteren Industriebetrieben verbreiterte und damit die Kriegsproduktion lahmlegte. 

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    "Österreichische Revolution" oder doch nicht?

    Wie die Ereignisse vor der und rund um die Republikgründung zu bewerten sind und ob es sich hier um eine Österreichische Revolution handelte, wie dies Otto Bauer 1923 meinte, darüber sind sich HistorikerInnen bis heute uneinig.

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    Aus der Traum: Das Scheitern der Bauer’schen Außenpolitik

    Die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung in der Nachkriegszeit war desolat. Viele Menschen hungerten und froren, soziale Unruhen waren die Folgen. Man war auf Hilfslieferungen aus dem Ausland angewiesen, die jedoch schwer zu erhalten waren, da Deutschösterreich einerseits als Kriegsschuldiger und andererseits mit einer linksgerichteten politischen Spitze für alle Richtungen suspekt war.

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    Der 12. November 1918 als Erinnerungsort

    Ein welthistorischer Tag ist vorbei. In der Nähe sieht er nicht sehr großartig aus.“ (Tagebuch-Eintragung Arthur Schnitzler)

    In der Ersten Republik schlugen sich die starke Polarisierung zwischen Arbeiterklasse und Bürgertum sowie das tiefe politische Misstrauen zwischen der sozialdemokratischen und christlichsozialen Partei auch in einer gespaltenen Erinnerungskultur und in der divergenten Haltung zu den wichtigsten politischen Gedächtnisorten der Ersten Republik nieder. 

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    Österreich, ein Land ohne Hymne

    Kurz nach dem Gesetz über den Staatsfeiertag folgte jenes über ein neues Staatswappen und 1920 wurde eine Melodie von Wilhelm Kienzl, versehen mit einem Text von Karl Renner, „Deutschösterreich, du herrliches Land“, als Hymne ausgewählt. Besonders die Entstehungsgeschichte der Hymne zeigt auf, wie schwierig es war, den neuen Staat auch symbolisch so aufzuladen, dass sich die Bürgerinnen und Bürger damit identifizieren konnten. 

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    Umkämpfte Zonen: Denkmäler und Straßennamen

    Bis zum Jahr 1928 gab es bezeichnenderweise kein Denkmal, das an den 12. November 1918 erinnerte. Das 1926 von bürgerlicher Seite errichtete Lueger-Denkmal bewog die Sozialdemokraten dazu, einen „eigenen“ Gedächtnisort zu schaffen.

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    Mythen und Narrative: „Der Staat wider Willen“ und „Der Staat, den keiner wollte“

    1940 publizierte der Wiener Historiker Reinhold Lorenz sein Buch Der Staat wider Willen über die Zeit nach dem Ende der Monarchie. Seinen eigenen Worten nach verfasste er die Schrift „nach dem festlichen Vollzug des Anschlusses“ auf eine Aufforderung hin, um „das Erlebnis fast unbegreiflicher Verirrungen“, die „glücklicherweise“ ihr Ende gefunden hatten, als Zeitzeuge zu schildern.

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    Kein Auftrag und trotzdem Erbe: Die Habsburger in Österreich nach 1918

    Mit der Ausrufung der Republik wurden dem habsburgischen Kaiserhaus und seinen Familienangehörigen jegliche Privilegien entzogen, die Beamtenschaft und die Mitglieder des Militärs vom Treueeid gegenüber dem Kaiser entbunden und die kaiserlichen Ministerien aufgelöst. Kaiser Karl betonte jedoch noch, bevor er Österreich im März 1919 verließ, in einem Manifest, dass für ihn die Beschlüsse der neuen Regierung „null und nichtig“ seien. Die neu gewählte Nationalversammlung reagierte auf diese Provokation mit einem Landesverweis und der Enteignung der kaiserlichen Familie. Gleichzeitig wurde mit dem Adelsaufhebungsgesetz das Führen von Adelstiteln verboten und unter Strafe gestellt.

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    „Salonrock statt Frack“ – der Musikbetrieb in Sparzeiten

    Im Sommer 1914 wurde eine vorläufige Einstellung des Spielbetriebs am Wiener Burgtheater und an der Hofoper verfügt, bei letzterer mit dem Argument, dass die Musik bei Waffenlärm schweigen solle. Der Hofoperndirektor Hans Gregor versuchte gegen die Schließung seines Hauses zu intervenieren und meinte, dass das Volk gerade in diesen schwierigen Zeiten Ablenkung brauche. Die Wiedereröffnung der beiden Häuser am Ring fand bereits Mitte Oktober 1914 statt, in der Oper zum Saisonauftakt traditionell mit Richard Wagners Lohengrin

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    Patriotische Aufladung im Konzert der Völker

    „Denn immer noch, wenn des Geschickes Zeiger
    Die große Stunde der Geschichte wies,
    Stand dieses Volk der Tänzer und der Geiger
    Wie Gottes Engel vor dem Paradies.“

    (Anton Wildgans, Ein Gebet für Österreichs Volk und Kämpfer. August 1914)

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    „Die Musen lernen das Dienen im Kriege.“

    Der Erste Weltkrieg geriet zu einem Feldzug konservativer Kunst- und Kulturkritiker gegen die „Moderne“. In seitenlangen Abhandlungen beschäftigten sich Musikkritiker und Musikwissenschaftler mit der „Analyse“ der aktuellen musikalischen Produktion und Aufführungspraxis und gaben vor, wie die Funktion und Entwicklung der Musik in Kriegszeiten auszusehen hätten.

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    Ernste Zeit – ernste Kunst!

    Anlässlich des Geburtstags von Kaiser Franz Joseph lud das Deutsche Volkstheater im August 1914 als eine der wenigen Wiener Bühnen, die zu Kriegsbeginn nicht schlossen, zu einer Festveranstaltung, deren Erträge dem Roten Kreuz zuflossen. Das Programm stand ganz im Zeichen einer kriegspatriotischen Kundgebung. Grillparzers Version der Volkshymne folgten Szenen aus Schillers Wilhelm Tell und Wallensteins Lager. Der musikalische Teil erreichte mit der Darbietung der Wacht am Rhein einen ersten Höhepunkt: „Es erhob sich das Publikum von den Sitzen. Hochrufe wurden laut, begleiteten auch den Vortrag des Radetzkymarsches und des ‚Prinz-Eugen-Liedes’, die österreichische Volkshymne und das ‚Heil dir im Siegerkranz’ wurde mitgesungen, und zum Schlusse begrüßte man mit lautem Jubel das Lied ‚O du mein Österreich’!“

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