Über „Erinnerungen“
Die virtuelle Ausstellung „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie“ versucht, die Kriegszeit möglichst breit und vielfältig darzustellen. Aus diesem Grund startete die Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. in Kooperation mit der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen an der Universität Wien einen Sammelaufruf zur Alltagsgeschichte des Ersten Weltkrieges. Dem Publikum sollte damit die Gelegenheit gegeben werden, die Schau aktiv mitzugestalten und ein Stück der eigenen Familiengeschichte einzubringen.
Hunderte lebensgeschichtliche Dokumente – persönliche Erinnerungen, Tagebücher, Briefe, Feldpostkarten, Fotografien, Zeichnungen und Notizen – erreichten in den vergangenen Monaten das Ausstellungsteam. Im Bereich „Erinnerungen“ finden Sie eine Auswahl der aufbereiteten und kontextualisierten Quellen.
Jedes der präsentierten Erinnerungsstücke erzählt nun seine eigene Geschichte und vermittelt einen wertvollen Einblick in das alltägliche Leben während der Kriegsjahre. Es eröffnen sich neue Perspektiven, die individuelle Schicksale und Lebenswelten widerspiegeln. So zeugen Tagebücher und Feldpostkarten nicht nur von den Erfahrungen der Soldaten an der Front, sondern lassen auch deren Wünsche und Sehnsüchte erahnen – und zeigen, wie die anfängliche Begeisterung für den Krieg zumeist in Hoffnungen auf ein baldiges Kriegsende umschlug.
Die Auswirkungen des Krieges auf das Leben im Hinterland erschließen sich hingegen aus den Aufzeichnungen der Daheimgebliebenen. So dokumentierte eine Wienerin fortlaufend das Körpergewicht ihrer Familienmitglieder und belegte damit eindrucksvoll die Konsequenz der kriegsbedingten Lebensmittelengpässe. Ergänzt werden diese persönlichen Zeugnisse durch eine Reihe weiterer Dokumente – etwa Lebensmittelkarten, Rezeptsammlungen, Kriegsanleihen, Erinnerungsstücke aus Kriegshilfsaktionen und propagandistisch verklärte Publikationen –, die für sich genommen die weitreichende Durchdringung des Alltags mit den Gegebenheiten des Ersten Weltkrieges offenlegen.
Aufgrund der engagierten Beteiligung zahlreicher Leihgeber und Leihgeberinnen ist es so gelungen, neben der großen Geschichtserzählung auch die persönlichen Lebenswelten jener Menschen sichtbar zu machen, die in herkömmlichen Geschichtsbüchern oft ausgeklammert bleiben. Für die zahlreichen Zusendungen möchten wir uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken. Dies gilt auch für die Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen sowie die Sammlung Frauennachlässe an der Universität Wien, auf deren Bestände wir für die „Erinnerungen“ ebenfalls zurückgreifen konnten.