Die Kriegsbilderbücher des Arpad Schmidhammer

Die Nachfrage nach kindergerechter Literatur zum Krieg war mit Kriegsausbruch sehr stark. Besonders die Bilderbücher erfreuten sich großer Beliebtheit und erschienen dementsprechend zahlreich. Die Darstellungen nahmen sowohl ernste, sehr oft aber auch vermeintlich heitere Themen auf, die den Krieg zum fröhlichen Spiel erklärten.

Das bekannteste Kriegsbilderbuch stammt vom Münchner Illustrator und Karikaturisten Arpad Schmidhammer, der 1914 Lieb Vaterland magst ruhig sein! Ein Kriegsbilderbuch mit Knüttelversen publizierte. Schmidhammer erklärt darin auf propagandistische Art Kriegsursachen und transportiert sie in leicht fasslicher Form mit Bildern und kurzen Reimen.

Im Mittelpunkt stehen der deutsche Michl und der österreichische Seppl, die friedlich ihren abgezäunten Blumengarten bestellen, was die Nachbarskinder, den für Serbien stehenden Lausewitsch und den russischen Nikolaus, aus nicht nachvollziehbaren Gründen ärgert. Lausewitsch provoziert die friedfertigen Knaben und wird von dem mit einem Prügel bewaffneten Nikolaus unterstützt. Um den inakzeptablen Provokationen ein Ende zu bereiten, schreitet der wehrhafte Sepp zur Attacke. Als sich auch noch der französische Jacques und „noch so ein Kujon*“ sowie John mit einem uniformierten Affen namens Japs auf seinen Schultern dazugesellen, entwickelt sich eine Massenschlägerei: „Sechs gegen zwei, das gibt ´nen Tanz, Da bleibt beim Feind kein Flicken ganz.“ Doch die beiden Gärtner bleiben trotz der numerischen Unterlegenheit siegreich und verfrachten die Aggressoren in einen Käfig, um sich weiter der Gartenarbeit widmen zu können.

Zwischen den Episoden ist eine Auswahl an klassischen Gedichten wie Die Wacht am Rhein, Friedrich Schillers Reiterlied aus Wallenstein oder Ludwig Uhlands Der gute Kamerad abgedruckt. Markige Zeilen wie „Morgenrot! Morgenrot! Leuchtet mir zum frühen Tod!“ aus Des Reiters Morgengesang von Wilhelm Hauff oder ein Gebet während der Schlacht weisen den Weg, wenn es fürs Vaterland zu sterben gilt: „Gott, hier ergeb ich mich! Wenn mich die Donner des Todes begrüßen ...“.

Mehrere dieser Gedichte schildern das Kriegsgeschehen kindgerecht als „lustiges“ Treiben. Auch Schmidhammer steuert mit Hans und Pierre. Eine lustige Schützengrabengeschichte dazu bei. Der nette Hans zieht mit dem Versprechen der Mutter, ihm „Gutes“ zu schicken, in den Krieg und in den Schützengraben, wo er auf Pierre trifft, der eine „Rewansch“ im Sinne hat. Während es Hans sich dank Mutters Versorgung und der funktionierenden Feldpost bei einem warmen Mittagessen gemütlich machen kann, darbt Pierre mit einem dürftigen Stück Räucherfisch dahin, „weil seine Feldpost noch nicht kommt; Es scheint, die kommt dort nicht so prompt“. Als Pierre das köstliche Mahl von Hans riecht, läuft er in die bereits aufgestellte Falle und wird von diesem überwältigt. Hans, der für seine Großtat mit dem Eisernen Kreuz belohnt wird, schreibt der Mutter einen Feldpostbrief:

Ich dank’ dir liebe Mutter
Für Frankfurter und Käs und Butter.

Es siegt auch, wer auf Gott vertraut,
Mit Frankfurter und Sauerkraut.

 

* Kujon: aus dem Frz. für Schuft, niederträchtiger, feiger Kerl

Bibliografie 

Schmidhammer, Arpad: Lieb Vaterland magst ruhig sein! Ein Kriegsbilderbuch mit Knüttelversen, Mainz 1914. Unter: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN73207312X&... (19.06.2014)

Schmidhammer, Arpad: Hans und Pierre. Eine lustige Schützengrabengeschichte gereimt und gezeichnet von
 Arpad Schmidhammer, Mainz 1916. Unter: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN730532593&... (19.06.2014)

 

Zitate:

„noch so ein Kujon ..." und folgende: Schmidhammer, Arpad: Lieb Vaterland magst ruhig sein! Ein Kriegsbilderbuch mit Knüttelversen, Mainz 1914. Unter: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN73207312X&... (19.06.2014)

„weil seine Feldpost noch nicht ..." und folgende: Schmidhammer, Arpad: Hans und Pierre. Eine lustige Schützengrabengeschichte gereimt und gezeichnet von
 Arpad Schmidhammer, Mainz 1916. Unter: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN730532593&... (19.06.2014)

 

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