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    Der Dialog zwischen Front und Heimat

    Für die aufseiten der Habsburgermonarchie im Verlauf des Ersten Weltkriegs eingezogenen 8 bis 9 Millionen Soldaten und ihre Familien, Freunde und Bekannten stellte die Feldpost oftmals die einzige Kontaktmöglichkeit dar. Ein Lebenszeichen in Form eines Briefes oder einer Karte zu erhalten, war sowohl für die Soldaten an der Front als auch für ihre Familien in der Heimat essenziell.
     

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    Feldpost für die Zwecke des Krieges?

    Dem Feldpostbrief kam in dem durch Propaganda und Zensur geprägten Kriegsalltag eine Sonderstellung zu. Die „unmittelbare Nähe seiner Autoren zum [Kriegs]Geschehen“ an der Front verlieh ihm eine sonst kaum zu erreichende ‚Authentizität‘.
     

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    Frauen! Schreibt keine ‚Jammerbriefe‘!

    Die österreichischen und ungarischen Tageszeitungen publizierten immer wieder Appelle, in denen Frauen ermahnt wurden, nur fröhliche und aufbauende Briefe an ihre Angehörigen an der Front zu senden.
     

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    Wie kommt ein Briefwechsel in ein Archiv?

    Im Jahr 1989 initiierte eine Gruppe von Historikerinnen unter der Leitung von Edith Saurer (1942–2011), Professorin für Neuere Geschichte, Wegbereiterin und wichtige Vertreterin der österreichischen Frauen- und Geschlechtergeschichte, im Rahmen einer Ausstellung zu 70 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich einen Zeitungsaufruf, in dem sie um private Nachlässe bat. Dieser Zeitungsaufruf führte zum Kontakt mit der Familie von Mathilde Hanzel-Hübner und die ersten umfangreichen Aufzeichnungen und Briefe wurden übergeben.
     

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    Die ProtagonistInnen: Mathilde Hübner und Ottokar Hanzel

    Mathilde Hübner wurde 1884 als dritte von fünf Töchtern des Ehepaares Agnes Hübner (geb. von Coulon) und Gustav Hübner in Oberhollabrunn geboren. 1895 übersiedelte die Familie Hübner in die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, wo Mathilde Hübner im selben Jahr in eine Privat-Bürgerschule für Mädchen eintrat. Ab 1898 besuchte sie die Höhere Töchterschule des Schulvereins für Beamtentöchter in Wien, wo sie jedoch nur ein Jahr absolvierte, um – wie schon ihre Eltern – im Jahr darauf die Berufsausbildung zur Lehrerin einzuschlagen.
     

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    Liebe, Heirat, Beruf

    Um 1904 lernte die damals 20-jährige Mathilde Hübner Ottokar Hanzel kennen. Sie bereitete sich damals gerade auf die Maturitätsprüfung vor und nahm in den Fächern Mathematik und Darstellende Geometrie Privatunterricht bei Ottokar Hanzel, der selbst gerade als Gymnasiallehrer für diese beiden Fächer ausgebildet wurde.

    Zu Ostern 1905 erklärte Ottokar Hanzel seiner späteren Ehefrau „in Form eines Briefes [seine] Liebe“.

     

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    Die Trennung beginnt

    Bereits drei Tage nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, am 1. August 1914, wurde Ottokar Hanzel zum Festungsartillerie-Bataillon Nr. 4 und hier zur Ersatzkompanie Franzensfeste in Tirol eingezogen.
     

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    ‚Kriegsbegeisterung‘ versus Sehnsucht nach Frieden

    Aus der Perspektive der Gegenwart lassen einen die bildlichen Zeugnisse der öffentlichen ‚Kriegsbegeisterung‘ vom August 1914 meist mit Verwirrung und auch etwas Hilflosigkeit zurück. Nach den Kriegs- und Genoziderfahrungen des 20. Jahrhunderts ist es kaum nachvollziehbar, dass der Ausbruch eines Krieges derart begrüßt wurde. Dennoch bezeugen Fotodokumente, dass Menschenmassen in Wien, Berlin oder Paris darüber ‚jubelten‘, wie es damals hieß.
     

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    Der ‚Treuebruch‘ Italiens 1915

    Am 23. Mai 1915 trat Italien trotz seines Bündnisses mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich auf Seiten der Entente gegen die Habsburgermonarchie in den Krieg ein. Dieser Schritt, auch als „Intervento“ bezeichnet, rief in der k. u. k. Monarchie eine Welle der Empörung und der Verbitterung hervor. Noch am selben Tag wurde ein Manifest Kaiser Franz Josephs veröffentlicht, das diese allgemeine Stimmung in folgenden Worten wiedergab: „Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch dessengleichen die Geschichte nicht kennt, ist von dem Königreich Italien an seinen beiden Verbündeten begangen worden.“

     

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    „… einmal muß dieser Krieg doch ein Ende haben?!“

    Ende des Jahres 1916 wurden in der österreichisch-ungarischen Bevölkerung immer mehr Stimmen laut, die einen baldigen Frieden ersehnten und wünschten. Die lange Kriegsdauer, die zahllosen Todesopfer, die der Krieg bis zu diesem Zeitpunkt schon gefordert hatte, und die immer schlechter werdende Ernährungs- und Versorgungslage ließen die Menschen „kriegsmüde“ werden.
     

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    Schleichhandel, Preistreiberei und Selbstversorgung

    Mit Verlauf des Krieges nahm die Ernährungssituation in der cisleithanischen Reichshälfte der k. u. k. Monarchie und hier insbesondere in Städten wie Wien katastrophale Ausmaße an. Zwar versuchten die verantwortlichen Stellen mittels Rationierung, der Einführung „Fleischloser Tage“, etc. eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten, an der tristen Lage der späteren Kriegsjahre änderte dies aber wenig. Schleichhandel und Preistreiberei führten zunehmend zu einer weit verbreiteten Verbitterung der Bevölkerung und zu einer Atmosphäre des allgemeinen Misstrauens.
     

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    Eine Liebesbeziehung im Krieg

    Wie in vielen Feldpostkorrespondenzen der Fall, rief das Ehepaar Hanzel auch in seinen Schreiben Erinnerungen aus der Vorkriegszeit wach und machte sich über seine Zukunft nach dem Krieg Gedanken. Der Blick auf die gemeinsame Vergangenheit und Zukunft half ihnen, den kriegsbedingten Trennungsschmerz in Ansätzen zu überwinden, war tröstend und ließ den zermürbenden Kriegsalltag – wenn auch nur für kurze Zeit – erträglicher erscheinen.
     

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    Das Kriegsüberwachungsamt und die Pressezensur

    Als oberste Instanz zur Sicherung der Ausnahmebestimmungen wurde in Wien beim Kriegsministerium mit Weisung vom 27. Juli 1914 ein Kriegsüberwachungsamt (KÜA) unter der Leitung von Leopold von Schleyer eingerichtet.
     

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    Weiße Flecken, überall!

    Am 25. Juli 1914 wurde „die Veröffentlichung militärischer Nachrichten in Druckschriften“  durch eine „Verordnung der Ministerien des Inneren und der Justiz ausdrücklich verboten“.
     

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    Es wird alles zensiert!

    Neben der Presse beschäftigte sich die Zensurgruppe im Kriegsüberwachungsamt auch mit Telegrammen. Dabei ging es im Wesentlichen um zwei Maßnahmen: „die Sperrung gewisser Telegrafenstationen“  (beispielsweise im weiteren Frontbereich) und „die Überwachung und Kontrolle aufgegebener Telegramme durch [sogenannte] Zensurkommissionen“. Letztere waren mit Kriegsausbruch in mehreren Städten der k. u. k. Monarchie (Wien, Krakau, Lemberg, Prag, Innsbruck, Graz, Triest und Zara) eingerichtet worden. Sie wurden militärisch geleitet, als Mitarbeiter waren Militär- und Telegrafenbeamte tätig.

     

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    Überwachte Post – Die Briefzensur

    Die Zensur der Briefpost umfasste sowohl alle Korrespondenzen, die ins Ausland und von dort ins Inland transportiert wurden, als auch (stichprobenartig) den inländischen Briefverkehr, anfänglich die gesamte Feldpost sowie jegliche Schreiben der Kriegsgefangenen.

     

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    Zensur mit Tinte und Schere und das Auskundschaften von Nachrichtenmaterial

    Nach der Reformierung der Briefzensur im Jahr 1916 und um die enorme Masse an Briefsendungen zensurieren zu können, richtete man Sortierstellen ein, welche die Briefe in „Sprach- und Sachgruppen“ einteilten. War gegen eine Postsendung nichts einzuwenden, kam sie, versehen mit dem Zensurstempel in die „Auslaufgruppe“, von wo sie an den Empfänger oder die Empfängerin weitergesandt wurde.
     

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    „Hyperzensur“ und Stimmungsberichte

    Während der gesamten Kriegszeit wurden nicht nur die Inhalte der Briefsendungen überwacht, sondern die Zensoren selbst unterlagen einer ständigen Kontrolle. In allen Zensurstellen erfolgte eine sogenannte „Hyperzensur“, die „von besonders zuverlässigen und erfahrenen Zensoren beziehungsweise von der Zensurleitung ausgeübt [wurde]“.
     

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    „Kriegsabsolutismus“ – und die Aufhebung staatsbürgerlicher Rechte

    Mit der militärischen Mobilmachung wurde in Österreich-Ungarn ein politisches Zwangssystem geschaffen, das in der historischen Literatur als „Kriegsabsolutismus“ bezeichnet wird. Möglich wurde dies durch mehrere rechtliche Ausnahmebestimmungen, die bereits in der Dezemberverfassung des Jahres 1867 festgelegt worden waren, darunter das § 14-Notverordnungsrecht des Kaisers (Staatsgrundgesetz über die Reichsvertretung) sowie Artikel 20 (Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Recht der Staatsbürger für die im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder) über die Suspension ausgewählter Grundrechte.

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    Antiliberalismus – Antikapitalismus – Antisemitismus

    Der Börsenkrach von 1873 und die darauf folgenden sozialen Spannungen beendeten schlagartig die Hoffnungen der jüdischen Bevölkerung, durch Modernisierungs- und Assimilierungsbestrebungen die vollständige gesellschaftliche Gleichberechtigung zu erfahren.

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