Die Feldpost entwickelte sich während des Ersten Weltkriegs zu einem kulturellen Massenphänomen, das alle Gesellschaftsschichten umfasste.
Dementsprechend groß waren die militärischen Bemühungen um einen reibungslosen Ablauf des Postverkehrs. Angesichts der großen Mengen an zu befördernden Postsendungen und der, gerade zu Beginn des Krieges, häufigen Truppenbewegungen gelang dies jedoch nur bedingt. Es kam immer wieder zu Verzögerungen, Falschzustellungen und Verlusten, unter anderem auch durch falsch adressierte Sendungen. Die Schwierigkeiten, auf die der Feldpostdienst stoß, verursachten sehr bald die ersten Beschwerden durch die Soldaten und ihre Angehörigen. Verstärkt wurde dieses Dilemma durch die wiederholte Unterbrechung des Postverkehrs durch sogenannte „Postsperren“. Diese wurden aus unterschiedlichen Gründen erlassen, unter anderem zur Geheimhaltung von Truppenverschiebungen und Offensiven, aber auch wegen dem oftmals rapiden Anstieg von Sendungen und Paketen innerhalb eines kurzen Zeitraums. Die Menge der Sendungen, besonders zu Weihnachten, überstieg ganz einfach die Kapazitäten der k. u. k. Feldpost.
Um die Unruhe und Klagen der Frontsoldaten und in der Heimat zu mildern, wurden in Österreich-Ungarn seit 28. August 1916 spezielle, auf grünem Papier vorgedruckte Feldpostkarten ausgegeben, die in den neun Sprachen des Habsburgerreiches mitteilten: „Ich bin gesund und es geht mir gut“ (auf Deutsch, Ungarisch, Tschechisch, Polnisch, Ruthenisch, Italienisch, Slowenisch, Serbokroatisch, Rumänisch). Diese millionenfach beförderten Karten durften zwar keine zusätzlichen Informationen überbringen, konnten jedoch während einer Postsperre als Ersatz für die verbotenen privaten Sendungen verwendet werden.
Trotz der „Gesund-Karten“ – wie man die grünen, vorgedruckten Karten umgangssprachlich nannte – nahmen in vielen Feldpostkorrespondenzen die Unmutsäußerungen über den (Nicht)Erhalt oder die lange Zustellungsdauer von Briefsendungen nicht ab. So zum Beispiel auch in der Kriegskorrespondenz des bürgerlichen Wiener Ehepaares Mathilde und Ottokar Hanzel, in der die korrespondierende Briefpartnerin im Dezember 1917 schrieb: „Wegen der jetzigen Sauverhältnisse bei der Post kam keine grüne Karte.“ Oder wenn es ein Monat später, im Januar 1918 hieß: „Ich bedaure sehr, daß die Post so miserabel langsam geht […].“
Clement, Alfred (Hrsg.): Handbuch der Feld- und Militärpost II. 1914-1918, Graz 1964
Hämmerle, Christa: „… wirf Ihnen alles hin und schau, dass Du fortkommst.“ Die Feldpost eines Paares in der Geschlechter(un)ordnung des Ersten Weltkriegs, in: Historische Anthropologie (1998), 6/3, 431–458
Rebhan-Glück, Ines: Liebe in Zeiten des Krieges. Die Feldpostkorrespondenz eines Wiener Ehepaares (1917/18), in: ÖGL (2012), 56/3, 231–246
Ulrich, Bernd: Die Augenzeugen. Deutsche Feldpostbriefe in Kriegs- und Nachkriegszeit 1914-1933, Essen 1997
Zitate:
„Wegen der jetzigen Sauverhältnisse ...“: Mathilde Hanzel an Ottokar Hanzel, 23.12.1917, Sammlung Frauennachlässe, Nachlass 1, Institut für Geschichte der Universität Wien
„Ich bedaure sehr, daß ...“: Mathilde Hanzel an Ottokar Hanzel, 08.01.1918, Sammlung Frauennachlässe, Nachlass 1, Institut für Geschichte der Universität Wien