Im Oktober 1914, nur wenige Monate nach Kriegsbeginn, waren Mangel und Verknappung allerorts spürbar. Die Behörden ergriffen daraufhin erste staatliche Spar- und Lenkungsmaßnahmen.
Um Engpässe in der Grundmittelversorgung auszugleichen, war Improvisation gefragt. Allerlei Ersatzmittel fanden Einzug in die Küchen der Monarchie und wurden zum Symbol einer gescheiterten Grundversorgung.
In Anbetracht der Versorgungskrise gewann die Ernährung an politischer Bedeutung. Frauen, denen mehrheitlich die Versorgung ihrer Familien oblag, wurden zu Protagonistinnen einer moralisch hochstilisierten Daseinsversorgung. Sie sollten durch Sparsamkeit und Einfallsreichtum den Feind in der Küche besiegen.
Zu Beginn des Krieges waren es vor allem exorbitante Teuerungen, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hatte. Doch bereits zu Jahresbeginn 1915 machte sich der zunehmende Mangel bemerkbar. Die Beschaffung von Gebrauchsgegenständen ebenso wie die Produktion und Konservierung von Nahrungsmitteln wurden zu dominierenden Aufgaben.
Der dritte Kriegswinter wurde zur Zäsur. Angesichts der permanenten Teuerungen und Verknappungen stieß die Opferbereitschaft der Bevölkerung an ihre Grenzen. Die Hungerkatastrophe bedrohte den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft, soziale Gräben vertieften sich und die Suche nach den Schuldigen begann.
1916 brach die Hungerkatastrophe über die Habsburgermonarchie unaufhaltsam herein. In ihrer Not wurden Frauen zu den schärfsten Kritikerinnen des Staates und forderten ein Ende des Krieges.
Erstmals in der deutschen Presse im Jahr 1879 aufgekommen, wurde der Begriff Antisemitismus rasch popularisiert. Er steht für die Ideologisierung der Judenfeindschaft, die die „Judenfrage“ zur Lösung sozialer und politischer Krisen stilisierte.
Um die Jahrhundertwende lebten in der Habsburgermonarchie über zwei Millionen Menschen mosaischer Religionszugehörigkeit. In der Ära des Liberalismus ließ die sukzessive rechtliche Gleichstellung ihre Hoffnung auf gesellschaftliche Integration gedeihen, zugleich entwickelte sich der aufkommende Antisemitismus zu einer latenten Bedrohung der jüdischen Bevölkerung.
In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts lernten die Bilder auch in Österreich-Ungarn „laufen“. Bereits die Filme aus der späten Donaumonarchie verklären vielfach die Vergangenheit. Der Mythos bzw. die Images der Monarchie wurden schon damals kreiert und gezielt auch über den Film tradiert. „Imperial geschönte“ Aufnahmen und Eindrücke vom „lustvoll beschaulichen“ Leben in der Monarchie prägen visualisierte Klischees, die sich in den Spielfilmen der Zwischenkriegs- und der Nachkriegszeit wiederfinden.
Die kinematographische Berichterstattung über die Verpflichtungen höfischer Repräsentation entwickelte sich schnell zu einem professionalisierten Metier in- und ausländischer Unternehmen. Schon Wochen vor dem Ereignis begannen die Produktionsfirmen mit den Vorbereitungen und Werbekampagnen für die zu erwartenden Sensationsaufnahmen.
Standesdünkel und soziale Gegensätze charakterisierten das „Reichsgefüge“. Aristokraten und Teile des Bürgertums mochten die Herrschaft der Habsburger als „gute Zeit“ empfinden. Für das Gros der Unterprivilegierten auf dem Land und in den Städten blieb das Leben hingegen beschwerlich.
Die k. u. k. Monarchie war von religiöser Vielfalt geprägt. Katholiken, Protestanten, orthodoxe Christen, Juden und Muslime zählten zu den kaiserlichen „Untertanen“. Doch bis auf die katholische Kirche blieben nahezu alle religiösen Gruppierungen vom filmischen Bilderkanon Österreich-Ungarns ausgespart.
Eine Vielzahl an Völkern, Sprachen und Mentalitäten prägten das Habsburgerreich. Ethnische Zerwürfnisse, „Deutschtümelei“, „polnische Frage“, „italienischer Irredentismus“, serbische, rumänische und ukrainische Interessen belasteten die innen- und außenpolitischen Verhältnisse und stellten die Grenzen der Donaumonarchie infrage.
Die Kriegspropaganda berichtete vom erfolgreichen Kampf der eigenen Truppen und vom Fortschreiten der Produktion. Tatsächlich hatte sich der Erste Weltkrieg aber längst zur Ressourcenschlacht entwickelt.
Die Schattenseiten der k. u. k. Monarchie und des Ersten Weltkrieges sind kaum in das visuelle Gedächtnis eingegangen, da die filmischen Bilder dazu oftmals fehlen. Armut, Krankheit, soziale Dünkel, Ausgrenzung, nationale und ideologische Konflikte, schließlich Kriegsgräuel und Massensterben – all das konnten nur wenige Laufbilder andeuten.
Die Kosten eines Krieges können nicht durch den 'normalen' Mechanismus der Finanzierung aufgebracht werden. Letzten Endes wird jeder Krieg über eine Überbeanspruchung des Bruttonationalprodukts finanziert. Je schwächer die Wirtschaft eines Staates fundiert ist, desto größer ist die Belastung, die durch den Krieg hervorgerufen wird.
Während des Ersten Weltkrieges führte das Zusammenwirken von öffentlicher Verschuldung, steigendem Geldumlauf und einer starken Steigerung der Nachfrage nach Rüstungsgütern zusammen mit einer Verknappung des Lebensmittelangebots rasch zur Inflation.
Nicht nur für die Auslösung inflationärer Prozesse, auch für das Funktionieren und die langfristigen Folgen einer Kriegswirtschaft ist es nicht gleichgültig, welche Art der Mittelaufbringung im Vordergrund steht.
Das Ausmaß der Inflation im Krieg war enorm: Die Preise stiegen um durchschnittlich 100 % pro Jahr oder insgesamt auf das 16fache. Dennoch kann man in dieser Zeit (noch) nicht von einer Hyperinflation sprechen.
Arbeiter und Angestellte litten in besonderem Maß unter der Geldentwertung. Der faktische Ausfall der gewerkschaftlichen Interessenvertretung infolge der Politik des 'Burgfriedens' hatte – ebenso wie bei den Beamten – starke Reallohnverluste zur Folge. Erst 1917 begann sich die Lage der Lohnabhängigen wieder zu bessern.
Am Ende des Ersten Weltkrieges herrschte in Österreich nicht nur materielle Erschöpfung, auch die Staatsfinanzen waren zerrüttet. Die Inflation ging weiter. Letzten Endes war sie es, die den neuen Staat bis 1922 vor dem offenen Bankrott bewahrte.
Das berühmte Diktum Georges Clemenceaus „Autriche c'est ce que reste“ („Österreich ist das, was übrigbleibt") bezog sich auf den Zerfall der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkriegs. Der Satz kann aber auch so gelesen werden: Zum Erbe der Monarchie zählte, was an Schulden auf die Republik Österreich entfiel.
Im Zeitalter der allgemeinen Wehrpflicht und der modernen Massenheere kam der Feldpost eine besondere Bedeutung zu. Die zunehmende Totalisierung der Kriegsführung verlangte ein hohes Ausmaß an sozialer Kontrolle und die umfassende geistige Mobilisierung der kriegsführenden Länder. Die privaten Korrespondenzen sollten dabei vor allem das mentale Befinden der Soldaten angesichts einer „modernen“ industrialisierten Kriegsführung an den Fronten fördern und unterstützen.
Jede k. u. k. Postsendung aus der Heimat nahm ihren Weg vom Postamt in der Monarchie zunächst zu den Postsammelstellen, in denen die Feldpost nach den einzelnen Truppenverbänden und Truppeneinheiten sortiert wurde. Sogenannte „fahrende Feldpostsammelstellen“, wie Paul Höger sie nannte, machten dies sogar während der Bahnfahrt auf zentralen Eisenbahnstrecken.
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