Judith Fritz
Rückzug und EigenSinn
Obgleich zahlreiche Maßnahmen auf eine einheitliche Mobilisierung der Kinder abzielten, erlebten diese den Kriegsverlauf sehr unterschiedlich. Mit Fortdauer des Krieges entzogen sie sich zunehmend dem propagandistischen Einfluss und entwickelten ihre eigene Sicht auf das Geschehen.
Vom Bombenpeter und Blockaden-John
Eine besondere Form, Kinder mit dem Kriegsgeschehen zu konfrontieren, stellten Kriegskinderbücher dar. Sie sollten Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern von einer bestimmten Interpretation des Kriegsgeschehens überzeugen. Die heroische Darstellung des ‚Eigenen’ und ‚Fremden’ machte deutlich, wie Kinder und Erwachsene den Krieg wahrnehmen sollten.
Der Erste Weltkrieg – Ein Kinderspiel
Je wahrnehmbarer der Krieg im kindlichen Alltag wurde, desto präsenter wurde er auch in Kinderspielen. Die Militarisierung prägte die Kinderspiele, auch in den Kinderzimmern wurde aufgerüstet. Insbesondere Rollenspiele förderten die emotionale Verbundenheit mit den Kriegszielen, Gesellschaftsspiele vermittelten propagandistische Botschaften.
Arbeit aus Liebe
Die Mobilisierung von Kindern zur kriegsunterstützenden Arbeit setzte bereits im Sommer 1914 ein. Buben und Mädchen sollten gleichermaßen ihren Beitrag zum ‚Erreichen der Kriegsziele‘ leisten. Darüber hinaus wurden Tätigkeiten propagiert, die dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben wurden – wie die Herstellung von sogenannten „Liebesgaben“ und von „Kälteschutz“ für die Soldaten an der Front.
Im Dienst des Krieges
Mittels Propaganda wollte man Kinder auch als Arbeitskräfte gewinnen. In zahlreichen Appellen, Aufrufen und Kriegsplakaten wurden Kinder aufgefordert, ihre Arbeitsleistung, Zeit und Energie in den Kriegsdienst zu stellen und damit ihren Beitrag zum Gewinn des Krieges zu leisten.
Die Schulfront
Die Schule stellte während des Ersten Weltkrieges eine zentrale Mobilisierungsinstanz dar. Bereits ab dem Sommer 1914 wurde das Kriegsthema intensiv in den Schulunterricht integriert, zahlreiche PädagogInnen, LehrerInnen und ErzieherInnen stellten sich in den Dienst der Kriegspropaganda.
Kinder als Zielscheibe der Kriegspropaganda
Alle kriegführenden Staaten zielten mit intensiver Propaganda darauf ab, Kinder und Jugendliche in die Auseinandersetzungen mit einzubeziehen. Träger dieser Mobilisierung waren Eltern, Schulen und Vereine ebenso wie Bücher, Lieder und Spiele. Ziel der Ideologisierung war es, einen ‚gerechten Krieg’ zu vermitteln, Begeisterung in den Kindern zu wecken und sie für kriegsunterstützende Arbeiten zu gewinnen.
Antisemitismus und jüdisches Leben zur Zeit des Ersten Weltkriegs
Der Bruch des inneren Burgfriedens
Die Auflösung der Donaumonarchie wurde von vielen habsburgischen Juden mit Sorge verfolgt. Sie begrüßten die Demokratie, fürchteten jedoch ein Ansteigen des Antisemitismus. Zu vertraut war ihnen mittlerweile die rasche Schuldzuweisung an ‚die Juden‘.