Hunger und Protest
1916 brach die Hungerkatastrophe über die Habsburgermonarchie unaufhaltsam herein. In ihrer Not wurden Frauen zu den schärfsten Kritikerinnen des Staates und forderten ein Ende des Krieges.
1916 brach die Hungerkatastrophe über die Habsburgermonarchie unaufhaltsam herein. In ihrer Not wurden Frauen zu den schärfsten Kritikerinnen des Staates und forderten ein Ende des Krieges.
Der dritte Kriegswinter wurde zur Zäsur. Angesichts der permanenten Teuerungen und Verknappungen stieß die Opferbereitschaft der Bevölkerung an ihre Grenzen. Die Hungerkatastrophe bedrohte den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft, soziale Gräben vertieften sich und die Suche nach den Schuldigen begann.
Zu Beginn des Krieges waren es vor allem exorbitante Teuerungen, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hatte. Doch bereits zu Jahresbeginn 1915 machte sich der zunehmende Mangel bemerkbar. Die Beschaffung von Gebrauchsgegenständen ebenso wie die Produktion und Konservierung von Nahrungsmitteln wurden zu dominierenden Aufgaben.
In Anbetracht der Versorgungskrise gewann die Ernährung an politischer Bedeutung. Frauen, denen mehrheitlich die Versorgung ihrer Familien oblag, wurden zu Protagonistinnen einer moralisch hochstilisierten Daseinsversorgung. Sie sollten durch Sparsamkeit und Einfallsreichtum den Feind in der Küche besiegen.
Um Engpässe in der Grundmittelversorgung auszugleichen, war Improvisation gefragt. Allerlei Ersatzmittel fanden Einzug in die Küchen der Monarchie und wurden zum Symbol einer gescheiterten Grundversorgung.
Im Oktober 1914, nur wenige Monate nach Kriegsbeginn, waren Mangel und Verknappung allerorts spürbar. Die Behörden ergriffen daraufhin erste staatliche Spar- und Lenkungsmaßnahmen.
Während des Krieges kam es für die Zivilbevölkerung zu einer Verschlechterung der gesamten Lebensbedingungen. Besonders verheerend wirkte sich aber die Nahrungsmittel- und Konsumgüterknappheit aus, die zu einer dramatischen Notlage führte.
Im Ersten Weltkrieg kam Propaganda in bisher ungekanntem Ausmaß als Mittel der psychologischen Kriegsführung zum Einsatz. In allen kriegführenden Ländern setzte sich die Überzeugung durch, dass die Druckerschwärze zu unverzichtbaren Waffe geworden war. Mit eindrucksvollen Bildern und emotionalisierenden Worten führten die kriegführenden Länder einen Kampf um Sinndeutung, Sympathie und Legitimation. Hetzerische Botschaften radikalisierten die Auseinandersetzungen, manifestierten Feindschaften und ließen eine Alternative zum Krieg als inakzeptabel erscheinen.
Erst in der zweiten Kriegshälfte wurden Flugblätter als wirksames Instrument der psychologischen Kriegsführung erkannt. Die meist einseitigen Druckschriften wurden in abenteuerlichen Aktionen über der Front abgeworfen, um die gegnerischen Truppen moralisch zu destabilisieren.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Plakat als Kommunikationsmedium für Werbezwecke genutzt. Die Gebrauchsgrafik etablierte sich als eigenständigen Zweig der Kunstproduktion. Mit dem Krieg wurde das Plakat zum modernen Trägermedium für politische Inhalte.