Krieg der Worte und Bilder: Propaganda im Ersten Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg kam Propaganda in bisher ungekanntem Ausmaß als Mittel der psychologischen Kriegsführung zum Einsatz. In allen kriegführenden Ländern setzte sich die Überzeugung durch, dass die Druckerschwärze zu unverzichtbaren Waffe geworden war. Mit eindrucksvollen Bildern und emotionalisierenden Worten führten die kriegführenden Länder einen Kampf um Sinndeutung, Sympathie und Legitimation. Hetzerische Botschaften radikalisierten die Auseinandersetzungen, manifestierten Feindschaften und ließen eine Alternative zum Krieg als inakzeptabel erscheinen.
Um den Aktionsradius der propagandistischen Botschaften zu erhöhen waren sämtliche Medien in die öffentliche Kommunikation des Krieges eingebunden: Plakate wurden vorrangig eingesetzt, um die „Heimatfront“ zum Durchhalten zu ermutigen, Karikaturen sollten die Bevölkerung auf emotionaler Ebene ansprechen und Flugblätter die gegnerischen Truppen moralisch destabilisieren.
Der Einsatz von Propaganda im Ersten Weltkrieg beeinflusste die öffentliche Wahrnehmung des Krieges entscheidend. Mit Dringlichkeit wurde an die Standhaftigkeit der Bevölkerung appelliert und dem Ausgang des Krieges eine apokalyptische Bedeutung zugeschrieben. Doch mit Fortdauer des Krieges entglitt die Bevölkerung zunehmend dem propagandistischen Zugriff. Streiks und Revolten des Jahres 1918 zeigten die Grenzen der Meinungsmache auf. Unzufriedenheit und Leid hatten ein Ausmaß erreicht, dem die Propaganda nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte.