„Die Waffen nieder“ – Bertha von Suttner, die prominente österreichische Friedensaktivistin
Bertha von Suttner wurde als Gräfin Kinsky von Wchinic und Tettau am 9. Juni 1843 in Prag geboren. Ihr Vater, der k. k. Feldmarschallleutnant Franz Michael Graf Kinsky, war kurz vor ihrer Geburt mit 75 Jahren verstorben, sodass Bertha von Kinsky bei ihrer Mutter Sophie (geb. Körner) aufwuchs. Die Familie Kinsky zählte zu den vornehmsten böhmischen Adelsgeschlechtern; dementsprechend erhielt Bertha von Kinsky als junges Mädchen die für aristokratische Kreise ‚angemessene‘ und vorgesehene Erziehung. Neben Deutsch erlernte sie Französisch, Englisch und Italienisch, sie erhielt Klavierunterricht und widmete sich der Lektüre klassischer Literatur.
Mit den Themen Militarismus, Krieg und Frieden kamen Bertha von Suttner und ihr Ehemann Arthur erstmals ausführlicher im Winter 1886/87 in Paris in Berührung, wo sie Alfred Nobel trafen. Das Ehepaar war im Jahr zuvor von einem neunjährigen Aufenthalt im Kaukasus zurückgekehrt, wo Bertha von Suttner schriftstellerisch tätig gewesen war und erste Romanentwürfe entwickelt hatte. Alfred Nobel, als Erfinder des Dynamits bekannt, setzte sich zu dieser Zeit bereits mit Kriegsfragen und Möglichkeiten zu dessen Verhinderung auseinander. So war er beispielsweise der Überzeugung, dass ein dauerhafter Friede nur durch die Erfindung einer Massenvernichtungswaffe herbeigeführt werden könnte, die in ihrer Wirkungskraft so vernichtend und grausam wäre, dass die Menschheit dadurch für immer von Kriegen abgeschreckt würde.
Im Kreis um Alfred Nobel erfuhr Bertha von Suttner erstmals von der Existenz europäischer Friedensbewegungen und kam mit pazifistischen Ideen in Berührung. Vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen im russisch-türkischen Krieg von 1877, den sie im Kaukasus erlebt hatte, verfasste Bertha von Suttner ihren ersten Roman Das Maschinenalter, den sie 1887 unter dem Pseudonym „Jemand“ veröffentlichte. Zwei Jahre später folgte ihr zweites Werk, dem sie den Titel Die Waffen nieder gab. Die adelige Protagonistin dieses Romans stammte, wie Suttner selbst, aus einer Familie mit militärischem Hintergrund und sah ihr Leben im Verlauf der Erzählung immer wieder durch die Auswüchse des Krieges und die damit verbundenen Verluste und Leiden bestimmt. Die Waffen nieder wurde ein durchschlagender Erfolg und blieb bis heute ihr bekanntestes Werk. Allein bis 1917 erschienen 40 deutschsprachige Auflagen sowie Übersetzungen in 16 verschiedenen Sprachen.
Cohen, Laurie R. (Hrsg.): „Gerade weil Sie eine Frau sind …“ Erkundungen über Bertha von Suttner, die unbekannte Friedensnobelpreisträgerin, Wien 2005
Gütermann, Christoph: Die Geschichte der österreichischen Friedensbewegung 1891-1985, in: Rauchensteiner, Manfried (Hrsg.): Überlegungen zum Frieden, Wien 1987, 13-132
Hamann, Brigitte: Bertha von Suttner – Ein Leben für den Frieden, München 2002
Kovács, Henriett: Die Friedensbewegung in Österreich-Ungarn an der Wende zum 20. Jahrhundert, Mitteleuropäische Studien II, herausgegeben von Binder, Dieter A./Kastner, Georg/Suppan, Arnold, Herne 2009
Zitate:
„[...] dass ein dauerhafter Friede nur durch die Erfindung …“: Kovács, Henriett: Die Friedensbewegung in Österreich-Ungarn an der Wende zum 20. Jahrhundert, Mitteleuropäische Studien II, herausgegeben von Dieter A. Binder/Georg Kastner/Arnold Suppan, Herne 2009, 16
„Allein bis 1917 erschienen …“: Zahlenangaben, zitiert nach: Cohen, Laurie R. (Hrsg.): „Gerade weil Sie eine Frau sind …“ Erkundungen über Bertha von Suttner, die unbekannte Friedensnobelpreisträgerin, Wien 2005, 47
Biografische Angaben zu Bertha von Suttner nach: Cohen, Laurie R. (Hrsg.): „Gerade weil Sie eine Frau sind …“ Erkundungen über Bertha von Suttner, die unbekannte Friedensnobelpreisträgerin, Wien 2005 und Kovács, Henriett: Die Friedensbewegung in Österreich-Ungarn an der Wende zum 20. Jahrhundert, Mitteleuropäische Studien II, herausgegeben von Dieter A. Binder/Georg Kastner/Arnold Suppan, Herne 2009, 13 ff
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Kapitel
- „Die Waffen nieder“ – Bertha von Suttner, die prominente österreichische Friedensaktivistin
- „Die Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“ – eine nur kurze Geschichte?
- Alfred H. Fried und die Friedensbewegung im Krieg – Zwischen Zensur und Spott
- Der „Bund Österreichischer Frauenvereine“ und das Ende eines Friedensengagements
- In Den Haag oder der ‚Verrat‘ an der kriegsführenden Nation
- „… und morgen geht’s an ein fröhliches Werben f. den Frieden.“
- Der Frieden und die soziale Frage
- Die Idee von der „friedfertigen Frau“?
- Friede und Kirche – oder „Du sollst nicht töten“!
- Friede und Sprache – die Friedens- und die Esperantobewegung
- Para Pacem – die etwas andere österreichische Friedensgesellschaft
- Einzelinitiativen für den Frieden – das Beispiel Julius Meinl und Heinrich Lammasch
- „… einmal muß dieser Krieg doch ein Ende haben?!“