Versuche zur Wiedererlangung der Macht
Karls Ambitionen, die verlorene Macht wiederzuerlangen, konzentrierten sich vor allem auf Ungarn. Dies erweckte Unruhe in den Nachfolgestaaten der untergegangenen Habsburgermonarchie.
Karls Ambitionen, die verlorene Macht wiederzuerlangen, konzentrierten sich vor allem auf Ungarn. Dies erweckte Unruhe in den Nachfolgestaaten der untergegangenen Habsburgermonarchie.
Im März 1919 wurde auf Initiative der britischen Regierung mit den Vorbereitungen zur Ausreise der kaiserlichen Familie ins Exil begonnen. Man war zur Ansicht gekommen, dass Karls Anwesenheit in Österreich die Verhältnisse zusätzlich destabilisiere.
Im Selbstverständnis der Habsburgermonarchie spielte die Dynastie eine entscheidende Rolle, war die Existenz des Vielvölkerstaates doch ursächlich mit dem Haus Habsburg-Lothringen verbunden. Denn das Habsburgerreich war ein Produkt dynastischer Politik und wurde im Zeitalter der Nationalstaaten zunehmend als altertümliches Relikt gesehen.
Schloss Eckartsau war im Winter 1918/19 Schauplatz des Abgesanges habsburgischer Macht: Das Jagdschloss beherbergte für drei Monate den entmachteten letzten österreichischen Kaiser Karl, bevor die kaiserliche Familie den Weg ins Exil antrat.
Kaiser Franz Joseph verstarb im November 1916 nach einer langen Regentschaft von 68 Jahren. Mitten in der Krisensituation des Ersten Weltkriegs war der Monarchie die Symbolfigur habsburgischer Macht abhanden gekommen. Die politischen Eliten der Habsburgermonarchie waren wenig vorbereitet auf einen Wechsel. Eine allgemeine Orientierungslosigkeit erfasste weite Teile des öffentlichen Lebens.
Der Tod Franz Josephs kam nicht überraschend, bedeutete für die Habsburgermonarchie aber den Verlust einer wichtigen Symbolfigur. Der Thronwechsel wurde in der Propaganda für die kriegsmüde Öffentlichkeit als Zeichen einer neuen Zeit dargestellt.
Erzherzog Karl stand nach den Schüssen von Sarajewo rascher als erwartet in der Position des Thronfolgers. Dennoch war er in die Entscheidungsfindung im Juli 1914, als das Für und Wider eines Krieges diskutiert wurde, überhaupt nicht eingebunden. Dies ist erstaunlich, denn mit dem Ableben des greisen Franz Joseph musste eher früher als später gerechnet werden – und Karl würde mit der Krone auch den Krieg erben.
Obwohl wie die meisten männlichen Habsburger im Militärdienst erzogen, gelangte Friedrich nur dank seiner hohen Geburt und nicht dank seiner Eignung auf die Position des Oberbefehlshabers. Der Erzherzog war ein Offizier für Friedenszeiten, für Paraden und Manöver, jedoch nicht für den Ernstfall.
Wie im Habsburgerreich war das politische System des Deutschen Kaiserreiches von der starken Rolle des Monarchen geprägt.
Der Thronfolger sah die Probleme, an denen die Habsburgermonarchie krankte, durchaus klar. Die Lösung glaubte er in einer Betonung des Zentralismus und in einem autoritären Regierungsstil zu finden. Demokratiepolitisch hätte seine Regentschaft – hätte er je den Thron bestiegen – einen deutlichen Rückschritt bedeutet.