Schauplätze des Krieges - die Balkanfront
In Wiener Hof- und Regierungskreisen war nach Niederlagen gegen Italien (bei Solferino und Magenta 1859) und Preußen (bei Königgrätz 1866) das eigene Prestigedenken mit dem Bemühen verknüpft, die Einflusssphäre der Donaumonarchie auf dem Balkan zu vergrößern. Auf dieses Ziel fixiert, war das Habsburgerreich bereit, die internationalen Folgewirkungen dieser Politik weitgehend außer Acht zu lassen. Am Ende stand ein Krieg mit Serbien, der das Risiko eines Flächenbrandes mit sich bringen musste.
Die Frage des Prestiges beschäftigte allerdings nicht nur die Entscheidungsträger in Wien. Expansionsbestrebungen und Gebietsansprüche bestimmten unter anderem auch das Handeln der maßgeblichen Personen in Athen, Bukarest, Sofia oder Belgrad. Für jene, die sich auf die Seite der alliierten Siegermächte stellten, schien sich der Traum vom „größeren Vaterland“ zu erfüllen. Wie in anderen Regionen wurde demgemäß am Balkan die politische Landkarte ab 1918 neu gezeichnet, ohne damit dauerhafte Stabilität zu gewährleisten. Der „große Krieg“ hinterließ gerade auch in Südosteuropa verschiedene „kleinere“ Konfliktzonen.