Ernüchterung der Militärs – Die gescheiterte „Strafexpedition“

Obwohl die Donaumonarchie hauptsächlich auf den „Strafstoß“ gegen Serbien fixiert war, gelang es ihr nicht, die operativen Ziele bis zum Jahresende zu erreichen. Jede Offensive endete mit einem Fiasko.

Aufgrund des gleichzeitigen Kampfes gegen Russland war die Habsburgerarmee numerisch nicht in der Lage, am Balkan eine Übermacht aufzubieten. Im Gegenteil: Die dortigen österreichisch-ungarischen Verbände zählten 290.000 Mann gegenüber rund 350.000 Serben, die obendrein über Kampferfahrung infolge der beiden Balkankriege und eine bessere, vor allem von den Franzosen gestellte Ausrüstung verfügten.

Bei der k. u. k. Armee zeigten sich weiters sofort logistisch-organisatorische beziehungsweise Versorgungsmängel, als sie die Grenzflüsse überwinden und zur Offensive ansetzen wollte. Zudem war sie für den Kampf in bergigem Gelände und bei brütender Hitze schlecht vorbereitet. Die ortskundigen Verteidiger konnten schließlich zur Gegenattacke übergehen und sogar nach Bosnien vorstoßen. Bis zum 24. August 1914 waren die Österreicher wieder in ihre Ausgangsstellungen zurückgedrängt.

Der k. u. k. Befehlshaber Oskar Potiorek suchte schließlich im September noch einmal über die Drina vorzudringen, kam aber über einige Brückenköpfe nicht hinaus. Er befahl, sich in den gehaltenen Positionen einzugraben, bis eine neue Order zur Attacke kam, die am 2. Dezember zur Einnahme von Belgrad führte.

Dennoch erwies sich auch dieses Unternehmen als Episode. Bei starkem Frost verschlechterte sich die Versorgungslage der österreichisch-ungarischen Einheiten, während serbische Gegenschläge an Effektivität gewannen.

Insgesamt befanden sich die Verbände der Donaumonarchie nach den bisherigen Operationen in einem kläglichen Zustand. Die 6. Armee war nahezu aufgerieben. Die 5. konnte lediglich um den Preis gerettet werden, sich neuerlich aus Belgrad zurückziehen zu müssen. Am 15. Dezember 1914 verließen die k. u. k. Truppen erneut serbisches Gebiet. Damit war auch Potioreks militärische Laufbahn beendet.

Bibliografie 

Jerzabék, Rudolf: Potiorek. General im Schatten von Sarajewo, Graz 1991

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