Nach der Kriegserklärung Italiens überwog im Habsburgerreich der Pessimismus. Viele waren überzeugt, dass sich die Entwicklungen an der neuen Südwestfront binnen weniger Wochen zu einer Katastrophe auswachsen würden. Stabschef Franz Conrad von Hötzendorf rechnete angesichts der numerischen Überlegenheit des Feindes im Süden mit dessen baldigem Eindringen in das Gebiet der Donaumonarchie.
Das italienische Heer verfügte schon im Juni 1915 über 31.000 Offiziere sowie mehr als eine Million Unteroffiziere und Mannschaftsangehörige. Zudem bekam es Unterstützung von den Westmächten. Die k. u. k. Armee sah sich deshalb mit einem überlegenen Gegner konfrontiert, zumal die erhoffte Hilfe der deutschen Verbündeten vorläufig ausblieb.
Unter solchen Umständen zeigten sich die Italiener vor allem an den Isonzoübergängen angriffsfreudig, wenngleich die operativen Planungen des italienischen Generalstabschefs Luigi Cadorna nicht die von ihm erhofften Ziele erreichten. Die Österreicher agierten angesichts ihrer Abwehrerfolge mit wachsender Zuversicht, eine Einstellung, die sich aufgrund der zahlenmäßig weitaus stärkeren Feinde in ein regelrechtes Überlegenheitsgefühl verwandelte.
Allmählich änderte sich aber der Charakter der Kampfhandlungen an der Südwestfront. Wie in Frankreich war auch die Front am Karst immer öfter vom Stellungs- und Ressourcenkrieg geprägt. Das galt bereits in hohem Maß für die vier Isonzoschlachten des Jahres 1915, denen 1916 weitere fünf folgen sollten. Einmal mehr trat dabei auch der Vorteil der Defensivtaktik in Erscheinung. Die k. u. k. Truppen unter dem kroatischen General Svetovar Borojevic, die den Italienern in der Regel 1:2 unterlegen waren, zeigten sich entschlossen, keinen Fußbreit Boden preiszugeben, und erreichten damit zumindest bis zur sechsten Isonzoschlacht ihr Ziel.
Danach verlegte sich Cadorna allerdings auf eine Zermürbungstaktik, die in weiterer Folge auch neue Vorstöße ermöglichte. Am 10. August 1916 nahmen die Italiener Görz ein. In der elften Isonzoschlacht im August 1917 kontrollierten sie das Bainsizza-Plateau.
Dennoch nahmen sich die Angriffserfolge des Apenninenkönigreiches einigermaßen bescheiden aus: Nach 27 Monaten und elf Schlachten waren die italienischen Streitkräfte ganze elf Kilometer vorgedrungen. Lediglich ein Drittel des Weges zu ihrem ursprünglichen Zielort Triest hatten sie zurückgelegt.
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