Wilhelm Gause: Gratulation der deutschen Bundesfürsten zum sechzigjährigen Regierungsjubiläum, Illustration, 1908

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Entwicklung

Österreich-Ungarn und Deutschland: komplizierte Wechselwirkungen

Wien und Berlin waren seit dem Abschluss des ‚Zweibundes’ 1879 enge Verbündete. Der Habsburgermonarchie fiel dabei jedoch die Rolle des Juniorpartners zu. Vor allem auf dem Gebiet der Außenpolitik war die Abhängigkeit von Deutschland, das nach seiner politischen Einigung 1871 zur bestimmenden Macht in Mitteleuropa geworden war, mehr als deutlich. Aber auch innenpolitisch sicherte die Anlehnung an das Hohenzollernreich die Vorherrschaft des deutschen Elements im Vielvölkerstaat. Bei den deutschsprachigen BürgerInnen führte dies zu einer Zweipoligkeit in ihrer nationalen Identität als Österreicher bzw. Deutsche.

Mit Ausbruch des Krieges wurde das deutsch-österreichische Verhältnis auf das Schlagwort „Nibelungentreue“ verengt. Diese oft beschworene‚ mythische Schicksalsgemeinschaft’ verschleierte jedoch die Realität, die angesichts mangelnder militärischer Erfolge und konkurrierender Kriegsziele von gegenseitigem Misstrauen geprägt war. Im Laufe des Krieges geriet die erschöpfte Habsburgermonarchie in eine massive militärische und wirtschaftliche Abhängigkeit zum Deutschen Reich, was schließlich zum Verlust der militärischen und außenpolitischen Handlungsfreiheit führte.