Der Traum der Libussa, Postkarte, Verlag Jedlička, Praha, gelaufen 1920

Copyright: Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. / Objekt aus der Sammlung Dr. Lukan

Entwicklung

Der Weg zur Nation – Nationale Programme und Positionen

Das ‚Werden der Nationen’ war in Europa Teil des Emanzipationsprozesses breiterer Bevölkerungsschichten aus feudaler Bevormundung. Gemäß den Idealen der Aufklärung und der Französischen Revolution sollte die Nation – nun verstanden als Gemeinschaft freier Bürger – anstelle feudaler Potentaten die Rolle des eigentlichen Souveräns übernehmen.

Die Idee der Nation wurde als Schicksalsgemeinschaft definiert, die durch gemeinsame Abstammung, Kultur und Sprache verbunden war. Zur Stärkung des Gruppengefühls wurde eine verbindliche Sicht der Geschichte der eigenen Nation geschaffen.

Das ursprünglich humanistische Ideal des ‚nationalen Erwachens der Völker’ wurde jedoch bald durch Chauvinismus und Hegemoniebestrebungen konterkariert. Das neue kollektive Bewusstsein („Wir-Gefühl“) hatte die Abgrenzung zu ‚den Anderen’ zur Folge. Das Resultat war der Drang zur Schaffung ethnisch homogener Nationalstaaten, wobei das multiethnische Staatsgefüge der Habsburgermonarchie als Fessel für die freie Entwicklung der Nationen gesehen wurde.