Bei Kriegsbeginn stellte sich trotz der abweichenden Haltung einzelner Regionen und Gesellschaftsschichten die Bevölkerung der Habsburgermonarchie, aber auch der anderen kriegsführenden Nationen überwiegend hinter die Entscheidung der Regierenden. Die Kriegsbegeisterung hielten auch propagandistisch motivierte Filme fest.

Imponiergehabe und Säbelrasseln, Rüstungsprogramme, Großreichsphantasien und chauvinistische Rhetorik dominierten das Stimmungsgefüge des Jahres 1914. Vertreter der europäischen Intelligenz ergingen sich in kriegsbejahenden und zum Teil kriegsverherrlichenden Äußerungen. Eine Welle der Kriegsbegeisterung erfasste breite Bevölkerungsschichten.

Militarismus und Patriotismus verbanden sich mit dem Erlebnishunger vieler Männer. Enthusiastisch zogen die Truppen der k. u. k. Armee 1914 in den Krieg. Drei von vier Männern mussten im Habsburgerreich ab 1914 zum Militär einrücken. Die Donaumonarchie mobilisierte bis 1918 mehr als 8 Millionen Mann.

Die Komödie „Wien im Krieg“ (A 1916) gibt auf launige Weise Einblick in kriegsbedingte Veränderungen des Alltags. Eine Sequenz macht die Begeisterung greifbar, mit der die Truppen der k. u. k. Armee 1914 in den Krieg zogen. Die Musterung wird zu einem maskulinen Ritual hochstilisiert: Kraft, Einsatzfreude, Kampfwille werden demonstriert. Die Aufnahme in die Armee legitimiert die Männlichkeit jedes einzelnen Anwärters. Der Wille in den Krieg zu ziehen wird nicht in Frage gestellt, Vaterlandsliebe und -treue stehen im Vordergrund.

Schon ab dem Herbst 1914 brachten Aktualitätenschauen der „Wiener Kunstfilm“ („Kriegs-Journal“) und der „Sascha-Filmfabrik“ („Sascha-Kriegswochenbericht“) heroische Berichte vom Abmarsch der Truppen und vom Leben im Feld. Die Aufnahmen präsentieren etwa Marschbataillone zu Beginn des Ersten Weltkrieges. „Friedliche“ Bilder sind noch dominant: Die Truppen machen Pause, posieren für die Kamera und ziehen schließlich demonstrativ motiviert an die Front („Kompilationsrolle von originalen Wochenschauen aus dem Ersten Weltkrieg“, A/D 1914).

Bei Kriegs-Filmreportagen gestaltete sich die 1916 geschlossene Allianz zwischen der „Sascha-Filmfabrik“ und der deutschen „Messter-Film“ besonders erfolgreich. Sie mündete letztlich in eine Fusion. Die „Sascha-Messter-Film“ dominierte fortan für zwei Jahre die Kriegsberichterstattung.

Bibliografie 

Bono, Francesco: Bemerkungen zur österreichischen Filmwirtschaft und Produktion zur Zeit des Stummfilms, in: Bono, Francesco/Caneppele, Paolo/Krenn, Günter: Elektrische Schatten. Beiträge zur österreichischen Stummfilmgeschichte, Wien 1999, 47-75

Leidinger, Hannes/Moritz, Verena: Der Erste Weltkrieg, Wien/Köln/Weimar 2011

Inhalte mit Bezug zu diesem Kapitel

Personen, Objekte & Ereignisse

Entwicklungen

  • Entwicklung

    Alltag an der (Heimat) Front

    Wie gestaltete sich der Alltag in der Heimat und an den Fronten während der Jahre 1914 bis 1918? Lässt sich der Alltag einer bürgerlichen Frau mit jenem einer Arbeiterin vergleichen? Machte ein Offizier dieselben Fronterfahrungen wie ein Mannschaftssoldat? Oder müssen wir nicht eher davon ausgehen, dass wir es mit einer immensen Fülle an Einzelerlebnissen und -erfahrungen zu tun haben, die den Kriegsalltag der Bevölkerung und der Soldaten an den Fronten prägten?

  • Entwicklung

    Geschlechterrollen: (k)ein Wandel?

    Dass der Erste Weltkrieg traditionelle Geschlechterrollen von Frauen und Männern ins Wanken brachte, ist eine weitverbreitete Ansicht. Fotografien von Straßenbahnschaffnerinnen, Fuhrwerkerinnen und Briefträgerinnen zeugen dem Anschein nach ebenso davon wie die durch den Krieg erzwungene und notwendige Übernahme der männlich gedachten Rolle des Ernährers und Versorgers durch die daheim gebliebenen Frauen. Aber gab es diesen Wandel tatsächlich und was blieb nach 1918 davon übrig?