R. Fenzel: Karl Lueger, Lithographie, 1905

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Entwicklung

Das christlichsoziale Lager

Die Anfänge des christlichsozialen Lagers sind einerseits in der katholischen Sozialreformbewegung eines Freiherrn Karl von Vogelsang zu suchen. Andererseits in der Wiener Handwerkerbewegung, welche darum bemüht war, die Konkurrenzfähigkeit des Kleingewerbes gegenüber der Industrie zu sichern. Als Karl Lueger zur christlichsozialen Bewegung stieß, entwickelte sich diese zur Volksbewegung und modernen Massenpartei. Lueger wurde 1895 zum Wiener Bürgermeister gewählt, jedoch erst zwei Jahre später vom Kaiser im Amt bestätigt. Nach dem Zusammenschluss mit der Katholischen Volkspartei im Juni 1907 zogen die Christlichsozialen als stimmenstärkste Partei in das Abgeordnetenhaus ein. Als Lueger am 10. März 1911 starb, stürzte die Partei aufgrund von Rivalitäten um die Nachfolge und interner Korruptionsvorwürfe in eine schwere Krise. Bei den im Juni abgehaltenen Reichsratswahlen musste sie eine deutliche Niederlage hinnehmen und büßte ihre führende Rolle in der Hauptstadt ein.