Obwohl sich am östlichen Kriegsschauplatz das Kriegsgeschehen zu Gunsten der Mittelmächte entwickelte, wurde die Patt-Situation an der Westfront offenbar. Eine deutliche Wende trat im Frühjahr 1917 mit dem Kriegseintritt der USA auf Seiten der Westmächte ein.
Während die Mittelmächte auf dem europäischen Hauptschauplatz im Zweifrontenkrieg gefangen waren, begann der Krieg mittlerweile globale Dimensionen anzunehmen: Die kolonialen Interessen der Großmächte traten in den Vordergrund. Hier wurden vor allem die vitalen Interessen des Britischen Empires berührt, das in Europa selbst – anders als die übrigen Kriegsparteien – keine territorialen Forderungen erhoben hatte.
Eines der Kriegsziele Großbritanniens war es, die kolonialen Aspirationen Deutschlands einzudämmen. London plante die Übernahme der deutschen Kolonien in Afrika. Weiters traten Territorien des Osmanischen Reiches im Nahen Osten in den britischen Blickwinkel, da das Vereinigte Königreich seine Position am Suezkanal verstärken wollte. Der türkische Sultan war ein Verbündeter der Mittelmächte und stand traditionell in gutem Einvernehmen mit Wien und Berlin. Beide leisteten mit wechselndem Erfolg Waffenhilfe in den Konflikten mit Großbritannien in Palästina und im Zweistromland.
Ein weiterer Frontbereich tat sich mit dem Seekrieg zwischen der deutschen und britischen Marine auf. Hier kam es zur Eskalation, als die Mittelmächte am 1. Februar 1917 den unbegrenzten U-Bootkrieg ausriefen. Sämtliche Handelsschiffe im Nordatlantik – egal ob in militärischer oder ziviler Mission – wurden zum Ziel deutscher U-Bootverbände erklärt. Die Absicht dahinter war, die Schifffahrt im Atlantik lahmzulegen und Großbritannien ökonomisch zu isolieren, indem der schier unerschöpfliche Nachschub aus Übersee unterbunden würde. Dies bedeutete eine Provokation für die USA, die im April 1917 mit der Kriegserklärung an Berlin antworteten.
Bereits vor ihrem aktiven Eingreifen in den Konflikt tätigten die Vereinigten Staaten Rüstungs- und Materiallieferungen für die Westmächte, was zu einer enormen Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft führte. Der Kriegseintritt auf Seiten der Entente-Mächte beruhte auf einer prinzipiellen Übereinstimmung der Kriegsziele und wurde durch die Berufung auf gemeinsame Werte der Demokratie unterstützt.
Durch den Kriegseintritt der USA mit ihren enormen Ressourcen nahm das Kriegsgeschehen im Frühjahr 1917 einen deutlichen Ausschlag zugunsten der Westmächte.
Die Entscheidung der deutschen Heeresleitung für den Seekrieg zeigte auch die Machtlosigkeit Kaiser Karls I. auf, denn seine massiven Einwände hierzu blieben ungehört. Als Karl dem deutschen Großadmiral von Holtzendorf bei einer Audienz Ende Januar 1917 in Wien seine Missbilligung der deutschen Pläne mitteilte und seine Zustimmung verweigerte, erhielt er zur Antwort, dass dies nicht notwendig sei, denn der U-Bootkrieg sei bereits eine beschlossene Sache. Für Karl war dies eine erniedrigende Erfahrung, die ihm seine Machtlosigkeit offenbarte.
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Rauchensteiner, Manfried: Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914–1918, Wien u. a. 2013
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Kapitel
- Die Begeisterung für den Krieg
- „Waffenbrüder“: Österreich-Ungarn und Deutschland als Partner und Verbündete
- Frontlinien – Der Kriegsverlauf 1914–16
- Der Kriegseintritt Italiens
- Der Einfluss des Krieges auf die Zivilgesellschaft
- Der Regierungsantritt Kaiser Karls I.
- Die Sixtus-Briefe – Karls Suche nach einer Exitstrategie
- Karls Versuch eines Befreiungsschlages
- Die russische Revolution und ihre Folgen
- 1917 – Die Wende im Kriegsgeschehen