Die Militarisierung der Habsburgermonarchie
Die Habsburgermonarchie war bis zu ihrem Untergang eine Militärmonarchie. Ihr bellizistischer Charakter blieb jedoch – sei es aufgrund von Fremdzuschreibungen, Eigennarrativen oder dem komplizierten Verhältnis zum Militär nach 1918 und 1945 – in der österreichischen Geschichtswissenschaft lange Zeit unterbelichtet. Dadurch entstand ein zuweilen verzerrtes Geschichtsbild. So mag die Heiratspolitik der „Felix Austria“ den Habsburgern so manch unkriegerischen Machtzuwachs gebracht haben. Dies ändert jedoch nichts daran, dass die Monarchie zur Durchsetzung ihrer Interessen zumeist auch auf das systematisch geförderte Militär setzte. So führte die Donaumonarchie im „langen“ 19. sowie im frühen 20. Jahrhundert eine ganze Reihe von bewaffneten Auseinandersetzungen. Zu nennen sind hier insbesondere die Koalitionskriege gegen Frankreich (1792–1815), die Kriege gegen Norditalien und Ungarn (1848/49), gegen Piemont und Frankreich (1849), gegen Schleswig-Holstein (1864), gegen Preußen und Italien (1866), die Okkupation von Bosnien-Herzegowina (1887), die Annexion Bosniens (1908) und der Eintritt in den Ersten Weltkrieg. Doch der militärisch-kriegerische Charakter der Habsburgermonarchie lässt sich nicht nur an der Vielzahl von militärischen Aktionen, sondern auch am gesellschaftlichen Stellenwert des Militärs ablesen.