Sexualität im Krieg
Die Geschichte der Sexualität im Ersten Weltkrieg zeigt, dass Sexualmoral und Sexualverhalten von kulturellen Einflüssen geprägt werden und sich während des Krieges dramatisch veränderten. Die Trennung der Ehepartner und die damit verbundene Zunahme außerehelicher Sexualkontakte hatten besondere Auswirkungen auf die vorherrschenden Geschlechterbilder sowie auf das Sexualleben der Menschen. Die Krieg führenden Staaten versuchten, die Sexualität ihrerseits zu reglementieren, die sinkenden Geburtenzahlen zu steigern und die Gefahr der sich ausbreitenden Geschlechtskrankheiten zu mindern. In den zahlreichen Debatten über die Regulierung der Prostitution und den Gebrauch von Verhütungs- bzw. Schutzmitteln (zur Vorbeugung venerischer Infektionen) verfestigte sich die herrschende Doppelmoral. Die massenhaften sexuellen Übergriffe, die im armenischen Genozid von 1915–1918 ihren Höhepunkt erreichten, zählten zu den schrecklichsten Konsequenzen des Krieges. Sie gehörten zum ‚Kriegsalltag’ von Frauen aller eroberter bzw. besetzter Gebiete.