Im Ersten Weltkrieg erreichte die Mobilisierung der Zivilbevölkerung, allen voran der Frauen, ein bislang unbekanntes Ausmaß. Ihre kriegsunterstützenden Tätigkeiten beschränkten sich nicht allein auf die Heimat, immer mehr Frauen kamen als Hilfskräfte der Armee bis an die Front.
Aufgrund des beträchtlichen Mangels an wehrtüchtigen Soldaten musste das k. u. k. Kriegsministerium ab 1917 auf weibliche Hilfe zurückgreifen. Um die noch kampftauglichen Soldaten zu entlasten, kamen ab März dieses Jahres sogenannte weibliche Hilfskräfte zum Einsatz. Diese waren dem Chef des Ersatzwesens für die gesamte bewaffnete Macht unterstellt und sollten bestimmte, zunächst von Männern ausgeführte Tätigkeiten übernehmen, damit sich diese den kämpfenden Truppen anschließen konnten.
Die österreichisch-ungarische Armee hatte schon lange vor 1917 damit begonnen, weibliche Arbeitskräfte für Haushalts- oder Kanzleitätigkeiten zu beschäftigen. Auch die Rot-Kreuz-Schwestern verrichteten bereits seit 1915 ihren Dienst an der Front. Ab 1917 hatte das Militär jedoch einen erheblichen Anstieg seines Frauenanteils zu verzeichnen. Von 1917 bis 1918 arbeiteten zwischen 36.000 und 50.000 Frauen als weibliche Hilfskräfte an der Front.
Der weibliche Armeedienst stellte jedoch kein österreichspezifisches Phänomen dar. Auch im deutschen, britischen, französischen und amerikanischen Militär kamen ab 1917 weibliche Hilfskräfte zum Einsatz. In Deutschland kannte man sie unter der Bezeichnung „Etappenhelferinnen“. Das deutsche ‚Etappenhelfer-Wesen’ wurde oftmals von Frauen der bürgerlichen Frauenbewegung organisiert. Diese hatten die Leitung der Frauenreferate inne, die zur Mobilisierung von weiblichen Arbeitskräften in ganz Deutschland eingerichtet wurden.
Wie ihre deutschen Kolleginnen betätigten sich die Hilfskräfte der k. u. k. Monarchie als technische Assistentinnen, Büroangestellte, Telefonistinnen, Stenographinnen sowie als Köchinnen, Schneiderinnen und Haushälterinnen. Sie arbeiteten weit entfernt von ihrer Heimat, teilweise Seite an Seite mit den Soldaten. Obwohl das Militär deutlich machte, dass die weiblichen Hilfskräfte der k. u. k. Armee keine Uniformen erhielten, lassen die von ihrer Arbeitskleidung angefertigten Skizzen auf Gegenteiliges schließen.
Die Gründe, aus denen sich Frauen der österreichisch-ungarischen Monarchie zum militärischen Hilfsdienst meldeten, waren sehr unterschiedlich. Neben patriotischer Gesinnung und guter Verdienstmöglichkeiten dürfte die katastrophale Versorgungslage in der Heimat eine wesentliche Rolle gespielt haben. Von einer Beschäftigung in der Armee versprachen sich die Frauen oftmals bessere Versorgungssicherheit.
Den weiblichen Hilfskräften eilte kein guter Ruf voraus. Sie wurden als sexuell und moralisch freizügig, sittenlos und abenteuerlustig charakterisiert. Da die weiblichen Hilfskräfte und Etappenhelferinnen – anders als die verherrlichten Rot-Kreuz-Schwestern – keine Pflege- oder Fürsorgetätigkeiten verrichteten, erschütterten sie zudem das im Krieg vorherrschende Geschlechterbild der mütterlichen, liebenden und fürsorglichen Frau. Mit ihrer Anstellung beim Militär bedrohten sie die Dichotomie von männlicher Front und weiblicher Heimat und damit die der Logik des Krieges entspringende Ordnung der Geschlechter.
Healy, Maureen: Vienna and the Fall of the Habsburg Empire. Total War and Everyday Life in World War I, Cambridge 2004
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