Eherne Zeiten: Metalle

Bergbau und Metallerzeugung stellten wichtige Sektoren im Wirtschaftsleben dar. Für die Bedingungen eines „totalen“ und länger andauernden Krieges waren sie aber nur ungenügend gerüstet. Immer wieder mussten „Sparmetalle“ durch andere, reichlicher vorhandene ersetzt werden.

Metalle waren und sind unabdingbar für die Kriegsführung: für Geschütze und Handfeuerwaffen, für Hieb- und Stichwaffen ebenso wie für Panzerungen. In der modernen Waffentechnik stehen Eisen und der kohlenstoffarme Stahl im Vordergrund. Um 1913 gelang es Metallurgen erstmals, rostfreien Stahl zu erzeugen.

Bald nach Kriegsausbruch nahm die Nachfrage nach Metallen enorme Dimensionen an. Dabei machte sich rasch ein Mangel an Nichteisenmetallen bemerkbar. Manche von ihnen, wie Nickel, Mangan und Vanadium, dienten der Stahlveredelung. Kupfer und seine Legierungen hatten größte Bedeutung für die Munitionsherstellung, dafür fand auch Blei in erheblichen Mengen Verwendung. Zinn ermöglichte die Herstellung von Konservendosen für den militärischen Bedarf. In der Folge wurde die bergmännische Gewinnung angekurbelt, zum Beispiel im Kupferbergwerk Mitterberg (Salzburg) und in Bleiberg (Kärnten). Bereits im November 1914 wurde außerdem eine „Metallzentrale A.-G.“ gegründet. Sie kaufte Metalle sowie metallhaltige Werkstoffe und ließ sie für den militärischen Bedarf umarbeiten. Darüber hinaus wurde ein Kataster angelegt, der das Metallinventar von 13.000 Industrie- und 20.000 gewerblichen Betrieben erfasste. Was entbehrlich schien, wurde ausgebaut und gegebenenfalls durch andere Metalle ersetzt. Darunter fielen beispielsweise gravierte Kupferwalzen aus den Textildruckereien. Das Ausmaß des Metallbedarfs illustriert eine zeitgenössische Schätzung, nach der die österreichischen Truppen allein in den ersten zwei Kriegsjahren 1,5 Milliarden Infanteriepatronen und zwölf Millionen Artilleriegeschosse verbrauchten.

Um hochreines Kupfer etwa für den Stromtransport per Kabel zu gewinnen, entstand in kurzer Zeit eine Reihe von Elektrolysebetrieben. Einer davon war in Wien-Neu Erlaa angesiedelt und stand im Besitz von Bernhard Wetzler. Der vermögende Industrielle, der zeitweise auch dem Herrenhaus angehörte, betrieb darüber hinaus mehrere Militär-Konservenfabriken. 1916 gründete Wetzler gemeinsam mit den Škodawerken eine Schießpulverfabrik.

Ein aufstrebendes Metall war Aluminium. Österreich hatte gute Voraussetzungen zu seiner Herstellung: Einer der wichtigen Grundstoffe, das Bauxit, war im Süden der Monarchie, von Dalmatien bis Krain, in bedeutenden Lagerstätten vorrätig. Und ein wichtiger Pionier zur industriellen Herstellung des Metalls war der aus Bielitz in Österreichisch-Schlesien stammende Karl Josef Bayer. Trotz Bayers Anregungen blieb jedoch die Aluminiumerzeugung ein Stiefkind. Bei Kriegsausbruch existierte lediglich ein Werk im salzburgischen Lend, das seine Rohstoffe ausschließlich aus Frankreich bezog. Dabei besaß das silbrig glänzende Leichtmetall wichtige Eigenschaften für den Einsatz im Krieg: Als hervorragender Leiter elektrischen Stroms ersetzte es vielfach das knappe Kupfer. Aluminiumpulver ermöglichte ferner die Erzeugung hoher Temperaturen zum Schweißen von Eisenteilen, was besonders die Reparatur von Kriegsschiffen erleichterte. Auch Boote für militärische Zwecke wurden erzeugt. Bis Kriegsende blieb aber auch dieses Metall Mangelware.

Bibliografie 

Bayer, Wolfram: „So geht es…“. L’alumine pure de Karl Bayer et son intégration dans l’industrie de l’aluminium, in: Cahiers d’histoire de l’aluminium 49 (2012), 21–45

Weitensfelder, Hubert: „Kriegsware“. Ersatzstoffe in Produktion und Alltag, in: Pfoser, Alfred/Weigl, Andreas (Hrsg.): Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg, Wien 2013, 172–179

Inhalte mit Bezug zu diesem Kapitel

Aspekt

Personen, Objekte & Ereignisse

  • Objekt

    Mangel und Elend

    Als im Jänner 1915 die Bevölkerung auf ausbleibende Brot- und Mehllieferungen mit Panikkäufen reagierte, führte die Kriegs-Getreide-Verkehrsanstalt das Bezugskartensystem ein. Pro-Kopf-Quoten wurden festgesetzt und über Brot- und Mehlkarten verteilt. Doch selbst die zugewiesenen Rationen konnten angesichts der Krise immer seltener ausgegeben werden und die Papierscheine erwiesen sich als wertlos.