Andrea Stangl

Person

Stefan Zweig

Stefan Zweig war – wie viele seiner Zeitgenossen – zu Beginn der Krieges euphorisiert, eine Haltung, die sich jedoch ab 1915 deutlich änderte. Nach seiner Tätigkeit im Kriegsarchiv nützte er 1917 eine Vortragsreise in die kriegsneutrale Schweiz, um zu exilieren.

Kapitel

Erbfeinde im Kinderbuch

Guten Morgen, Herr Offizier, / Hier sind wir alle vier / Als gute, brave Soldaten / Und wackere Kameraden. (Soldaten-Buch um 1900)

Alors il se tourna vers le tableau, prit un morceau de craie et, en appuyant de toutes ses forces, il écrivit aussi gros qu'il put:
 „VIVE LA FRANCE!“ (Alphonse Daudet, La dernière classe)

Eine literarische Mobilmachung unter Kindern und Jugendlichen fand in Deutschland und in Frankreich bereits vor dem Ersten Weltkrieg statt. Jedoch unterschied sich die inhaltliche Ausrichtung in den beiden Ländern. Während Preußen sich mit glanzvollen Siegen rühmen konnte, mit jenem gegen Österreich 1866 und vor allem mit jenem gegen Frankreich 1870/71, hatte Frankreich eine Niederlage zu verarbeiten. 

Kapitel

„Wir halten aus“: Funktionen und Anwendungsfelder der Kinder- und Jugendliteratur im Ersten Weltkrieg

Schon Maria Theresia ließ mit der Schulordnung von 1774 wissen, dass „die Erziehung der Jugend beiderlei Geschlechtes (...) die wichtigste Grundlage der wahren Glückseligkeit der Nationen“ sei. Zu den probaten Erziehungsmitteln zählte auch der gezielte pädagogische Einsatz von Kinder- und Jugendliteratur. Die Produktivität in diesem Bereich war in Österreich und Deutschland besonders hoch, wobei Nürnberg und Wien als die wichtigsten Verlagsorte galten, in denen Literatur für Kinder- und Jugendliche herausgegeben wurde. Naheliegend ist, dass auch die Kriegspropaganda vor den Heranwachsenden nicht haltmachte. 

Kapitel

Antikriegsliteratur als Massenerfolg: „Im Westen nichts Neues“

Erich Maria Remarque wurde als 18-Jähriger zum Kriegsdienst eingezogen und kurz darauf durch einen Granatsplitter verletzt. Von den Kriegserlebnissen geprägt, entwickelte er eine antimilitaristische Haltung, die in seinem Roman Im Westen nichts Neues (1928) zum Ausdruck kommt.

Kapitel

„Die Schuld ist immer zweifellos!“ Franz Kafkas „In der Strafkolonie"

Wie auch andere Erzählungen ist Kafkas In der Strafkolonie aus einer Art Schreibhemmung entstanden (er kam mit dem Schluss von Der Process nicht weiter). Kafka schrieb die Erzählung im Oktober 1914, sie wurde aber erst 1919 in einer einmaligen Auflage von 1.000 Exemplaren veröffentlicht. Die Schuld- und Strafphantasien aus dem Process finden sich auch In der Strafkolonie wieder. In einer zentralen Passage heißt es: „Die Schuld ist immer zweifellos“.

Kapitel

„Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen“: „Grodek“ als Vermächtnis des Lyrikers Georg Trakl

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder

Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen

Und blauen Seen, darüber die Sonne

Düster hinrollt; umfängt die Nacht

Sterbende Krieger, die wilde Klage

Ihrer zerbrochenen Münder.

Doch stille sammelt im Weidengrund

Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,

Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;

Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.

Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen

Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,

Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;

Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.

O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,

Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,

Die ungebornen Enkel.

Kapitel

Der Krieg nach dem Krieg – Aufarbeitung, Heimkehr und Rückschau

Die von den Literaten aufgenommenen Themen waren vielfältig. Sie reichten von der Kriegsbegeisterung über die Kriegspropaganda bis zu Schlachtenschilderungen mit individuellen Erlebnissen und Gefühlen. Ebenso unterschiedlich waren die Textsorten, die eingesetzt wurden – etwa Tagebucheinträge, Essays, Gedichte, Dramen und Romane.

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