Nationale Trennung oder Schmelztiegel – (Irr)wege aus dem Nationalismus
In der Habsburgermonarchie fiel der – im Vergleich zu Westeuropa verspätete – Prozess der Nationswerdung mit dem Prozess der Demokratisierung zusammen, in dem die Masse des Volkes erstmals an der politischen Macht beteiligt wurde. Diese Überlagerung erhöhte das Konfliktpotential deutlich. Massentauglicher Populismus zerstörte jegliche Sachpolitik, und hemmungslose Demagogie manövrierte die politischen Führer der einzelnen Nationalitäten in unrealistische Extrempositionen, die sie dann kaum mehr aufgeben konnten.
Anhand einiger Fallbeispiele werden Brennpunkte des immer stärker in den nationalistischen Extremismus abdriftenden „Volkstumskampfes“ (so die zeitgenössische Diktion) in der Habsburgermonarchie aufgezeigt. Eine bedeutende Rolle spielten dabei die entstehenden Großstädte, die als ethnische Schmelztiegel eine besondere Dynamik entwickelten.
Neben Beispielen dramatischer Eskalationen findet man in der Habsburgermonarchie aber auch zukunftsweisende Ansätze für die Lösung ethnischer Konflikte, welche die große integrative Kraft des altösterreichischen Vielvölkerstaates eindrucksvoll beweisen.