Die Lage der k. u. k. Luftfahrtruppen in den Jahren 1914/15

Infolge von technischen Problemen und Budgetnöten hatten die Luftstreitkräfte nach Kriegsbeginn dringenden Beschaffungsbedarf. Die veralteten Pfeilflieger und Etrich-Tauben mussten durch moderneres Gerät ersetzt werden, wobei sich die Technik insgesamt in rascher Entwicklung befand.

Die k. u. k. Luftfahrtruppen waren zu Beginn des Ersten Weltkrieges nur unzureichend auf den Kriegseinsatz vorbereitet. Bei dem damals wichtigsten Flugzeug, dem Lohner Pfeilflieger, war es im Frühjahr 1914 zu Flügelbrüchen gekommen, woraufhin es Startverbot erhielt. Tests, die unter der Leitung von Professor Richard Knoller (Technische Hochschule Wien) durchgeführt wurden, ergaben, dass die Flügel nicht die geforderte Belastbarkeit aufwiesen und verstärkt werden mussten. Dadurch verzögerten sich weitere Beschaffungen und die Fliegertruppen wiesen zu Kriegsbeginn bei Weitem nicht die Sollstärke von 15 voll ausgestatteten Fliegerkompanien (Flik) auf. Im August konnten lediglich neun Flik frontbereit gemacht werden.

Die unmittelbaren Kriegsgegner Serbien und Russland verfügten aber ebenfalls nicht über moderne Luftstreitkräfte. 1915 änderte sich jedoch die Situation, da Russland französische Flugzeuge erwarb sowie die eigene Produktion steigerte und Italien in den Krieg gegen Österreich-Ungarn eintrat. Angesichts des rasanten technischen Fortschritts und der Verstärkung der Fliegertruppen in den Ententestaaten litten die k. u. k. Fliegertruppen ab 1915 unter quantitativ unzureichender und technisch rückständiger Materialausstattung. Die Entscheidungsträger mussten einen raschen und effektiven Ausbau vorantreiben. Die Pläne sahen bis 1917 71 Fliegerkompanien vor, wobei schon eine Spezialisierung in Aufklärer und/oder Jäger sowie drei Bombereinheiten geplant war.

Bei den Beschaffungsentscheidungen durch das Kriegsministerium und die Luftfahrtruppen musste die rasche Versorgung mit konkurrenzfähigem Material oberste Priorität haben. Daneben berücksichtigte man aber auch industriepolitische Erwägungen zur Überwindung des Monopols der Castiglioni-Gruppe und auch persönliche Aversionen gegen den aus einer jüdisch-italienischen Familie stammenden Unternehmer spielten offenbar eine Rolle. Wie sehr die Beziehungen zwischen den Militärs und Castiglioni mit negativen Emotionen aufgeladen waren, sieht man daran, dass 1914 der Adjutant von Uzelac, Hauptmann Weingärtner, mit Castiglioni ein Säbelduell austrug. Im Jahr 1917 machte Uzelac eine Eingabe an das Kriegsministerium, Castiglioni zum Palästinacorps einzuziehen.

Bibliografie 

Desoye, Reinhard: Die k. u. k. Luftfahrtruppe. Die Entstehung, der Aufbau und die Organisation der österreichisch-ungarischen Heeresluftwaffe 1912–1918, 2 Bände, Wien 1999

Grosz, Peter M./Haddow, George/Schiemer, Peter: Austro-Hungarian Army Aircraft of World War One, Boulder 2002

Inhalte mit Bezug zu diesem Kapitel

Aspekt

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    Der industrialisierte Krieg

    Der Erste Weltkrieg war ein Krieg des enormen Materialeinsatzes. Die Armeen mit ihren Massenheeren mussten ausgerüstet und versorgt werden. Die Materialschlachten wären ohne die großindustrielle Herstellung von Waffen und anderen kriegsnotwendigen Produkten unmöglich gewesen. Nur durch die gesamtgesellschaftliche Mobilisierung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen konnte die riesige Kriegsmaschinerie aufrechterhalten werden.

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