Die Italiener im österreichischen Küstenland waren zerrissen zwischen der traditionellen Verbundenheit mit der Habsburgermonarchie und dem italienischen Irredentismus. Angesichts der erstarkenden südslawischen Nationalismen im östlichen Adriaraum fürchteten sie außerdem den Verlust ihrer privilegierten Stellung als dominante Ethnie. Insbesondere Triest wurde zum Schauplatz massiver ethnischer Konflikte.
Italienisch wurde als Bildungs- und Verwaltungssprache in den norditalienischen Provinzen auch unter österreichischer Verwaltung niemals infrage gestellt. Italienisch wurde als einzige der zahlreichen Sprachen der Habsburgermonarchie stets als dem Deutschen gleichrangig angesehen.
Nach dem Verlust der Lombardei und Venetiens blieben nur mehr Triest und das adriatische Küstenland sowie das Trentino als italienischsprachige Provinzen bei Österreich. Während in Tirol die ethnischen Grenzen relativ klar verliefen, war die Lage im Küstenland komplizierter. Hier blieb das Primat des Italienischen gegen die Konkurrenz des Slowenischen und Kroatischen im Küstenland nun nicht mehr unumstritten. In der Regel waren die Städte italienisch dominiert, während man im Hinterland slowenisch bzw. kroatisch sprach, wodurch ein enormes Konfliktpotenzial mit den erstarkenden südslawischen Nationalismen entstand.
In Triest (ital. Trieste/slowen. bzw. kroat. Trst) wurde der Kampf um nationale Besitzstände im späten 19. Jahrhundert besonders erbittert geführt. Seit 1719 Freihafen, entwickelte sich die adriatische Küstenstadt zum bedeutendsten Hafenzentrum der Monarchie mit großer Anziehungskraft für Zuwanderer aus dem gesamten östlichen Adriaraum. Das traditionell dominierende italienische Bürgertum stand hier einem stark wachsenden südslawischen Bevölkerungsanteil gegenüber, der aus dem slowenischen und kroatischen Hinterland zugezogen war.
Um 1900 gaben von den 160.000 Einwohnern 77,4 % Italienisch, 16,3 % Slowenisch bzw. Südslawisch – damals wurde zwischen Slowenen, Kroaten und Serben nicht differenziert – und 5,9 % Deutsch als Umgangssprache an. 1910 bekannten sich bereits 25,9 % der Triestiner zur slowenischen Sprachgruppe. Somit hatte Triest mehr slowenischsprachige Einwohner als Laibach (slowen. Ljubljana), die Hauptstadt des slowenischen Kerngebiets, des Herzogtums Krain.
Die Slowenen forderten die Gleichstellung ihrer Sprache in Schulwesen und Verwaltung, und die nationale Agitation auf beiden Seiten vergiftete das Zusammenleben. Die italienischen Triestiner, die den Verlust ihrer traditionellen Hegemonie befürchteten, standen jedoch nicht nur im „Abwehrkampf“ gegen südslawische Ansprüche, sondern zeigten auch starke separatistische Tendenzen: Der Wunsch nach einem Anschluss an den italienischen Nationalstaat schwächte die historisch gewachsene Verbundenheit mit der Habsburgermonarchie.
Im Brennpunkt stand wie so oft das Schulwesen: Das italienische Grund- und Mittelschulwesen in der Habsburgermonarchie war gut organisiert. Defizite gab es allerdings im Hochschulbereich, denn nach dem Wegfall der Lombardei und Venetiens gab es keine italienische Universität in der Habsburgermonarchie mehr. So wurde die Forderung nach einer Universität in Triest zu einem Politikum, da dies als Symbol gegen die slowenischen Ansprüche auf die Stadt verstanden wurde. Im Jahr 1913 wurde nach langen Diskussionen die Gründung einer Universität zugesagt, die jedoch aufgrund des Ausbruchs des Krieges nicht mehr verwirklicht wurde.
Corsini, Umberto: Die Italiener, in: Wandruszka, Adam/Urbanitsch, Peter (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Band III: Die Völker des Reiches, Wien 1980, Teilband 2, 839–879
Rumpler, Helmut: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie [Österreichische Geschichte 1804–1914, hrsg. von Herwig Wolfram], Wien 2005
Štih, Peter/Simoniti, Vasko/Vodopivec, Peter: Slowenische Geschichte. Gesellschaft – Politik – Kultur, Graz 2008