Im Vergleich zu den meisten anderen Nationalitäten hatten die Italiener eine privilegierte Stellung in der Habsburgermonarchie, obwohl der italienische Anteil an der Gesamtbevölkerung nach der Verdrängung der Habsburger aus Norditalien im Zuge des Risorgimento zahlenmäßig gering war.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die Italiener noch eine der größten Volksgruppen in Habsburgermonarchie ausgemacht. Das damals unter habsburgischer Herrschaft stehende Lombardo-Venetien war eine kulturell und wirtschaftlich hoch entwickelte Region, die u. a. die bedeutenden Städte Mailand und Venedig umfasste. Der Verlust dieser Provinzen 1859 bzw. 1866 war nicht nur eine schmerzhafte politische Niederlage Kaiser Franz Josephs, sondern auch ökonomisch ein herber Schlag. Denn im Vormärz befanden sich ca. 60 % der Manufakturen der Habsburgermonarchie in der Lombardei. Das Steueraufkommen der norditalienischen Gebiete hatte einen Anteil von bis zu 30 % an dem des Gesamtstaates, obwohl der italienische Bevölkerungsanteil nur ca. 15 % betrug.
Nach dem Verlust Lombardo-Venetiens waren die ca. 800.000 unter österreichischer Herrschaft verbliebenen Italiener mit einem Anteil von bloß 2,8 % an der Gesamtbevölkerung (1910) zu einer der kleinsten Sprachgruppen in der Monarchie geworden.
Die italienischen Siedlungsgebiete konzentrierten sich auf die österreichische Reichshälfte. In Tirol dominierten die Italiener die südlichen Landesteile mit der alten Bischofsstadt Trient (italienisch Trento) als Zentrum. Die Region ist historisch als Welschtirol, heute aber als Trentino bekannt. Im Kronland Tirol bekannten sich 42,1 % der Gesamtbevölkerung des Landes 1910 zur italienischen Sprachgruppe.
Aufgrund der Überbevölkerung wanderten im 19. Jahrhundert viele Menschen aus dem Trentino ab, sodass sich Italiener auch in anderen Regionen als Arbeitsmigranten niederließen. Dadurch erklärt sich der italienische Anteil von 4,4 % in Vorarlberg, wo sich Italiener in den Industrieorten des Rheintales ansiedelten.
Dominanter war die Stellung der Italiener im adriatischen Küstenland. Triest (italienisch Trieste) war die bedeutendste italienische Stadt der Habsburgermonarchie. 1910 bekannten sich hier 62,3 % der Bürger zur italienischen Sprachgruppe. Zusätzlich zu diesen Italienern mit österreichischer Staatsbürgerschaft lebten hier noch viele italienische Staatsangehörige („Reichsitaliener“), wodurch das italienische Element in der Stadt verstärkt wurde.
In der historischen Grafschaft Görz, wo die Italiener 36 % der Bevölkerung stellten, siedelten sie in den südlichen Landesteilen an der adriatischen Küste um Gradisca. Auf der Halbinsel Istrien stellten die Italiener 38,2 % der Bevölkerung, wobei hier ein deutlicher Gegensatz zwischen den italienisch dominierten Hafenstädten und dem kroatischen bzw. slowenischen Hinterland herrschte.
In Dalmatien waren die Italiener die Erben der langen venezianischen Herrschaft über dieses Gebiet. Obwohl mit einem Bevölkerungsanteil von nur 2,8 % zahlenmäßig schwach und auf wenige Küstenstädte wie Zara (ital.)/Zadar (kroat.) beschränkt, hielten die lokalen italienischsprachigen Eliten dennoch am Anspruch einer historisch begründeten Italianitá dieser Region fest.
In der ungarischen Reichshälfte waren Italiener nur in der Freistadt Fiume (ital.)/Rijeka (kroat.) ansässig, stellten aber landesweit keine statistische Größe dar.
Ebenfalls vielfach zu den Italienern gezählt wurden die Ladiner in den Tiroler Dolomitentälern und die Furlaner in den westlichen Teilen der Grafschaft Görz. Die genaue zahlenmäßige Stärke dieser Sprecher romanischer Kleinsprachen ist schwer zu bestimmen, da sie in den amtlichen Statistiken nicht extra ausgewiesen wurden. Ladiner wie Furlaner verfügten über ein starkes Regionalbewusstsein und wehrten sich gegen die Vereinnahmung durch die Italiener, deren nationale Agitatoren ihren kleineren Sprachverwandten eine eigenständige nationale Identität absprachen.
Corsini, Umberto: Die Italiener, in: Wandruszka, Adam/Urbanitsch, Peter (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Band III: Die Völker des Reiches, Wien 1980, Teilband 2, 839–879
Rumpler, Helmut/Seger, Martin (Hrsg): Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Band IX/2: Soziale Strukturen, Wien 2010