Die Magyaren
Die Magyaren waren nach den Deutschsprachigen die zweitgrößte Sprachgruppe in der Habsburgermonarchie und stellten im Königreich Ungarn die dominierende Staatsnation dar. Mit großem Stolz auf die historischen Traditionen des Ungarntums pochend, wurde der Kleinadel (Gentry) zum Träger der Nationswerdung und prägte die national-konservative Grundstimmung der politischen Öffentlichkeit in Ungarn.
Das Verhältnis der magyarischen Eliten zur Habsburgermonarchie war von nachdrücklichen Autonomieforderungen bestimmt. Die Revolution von 1848 weitete sich in Ungarn sogar zu einem Unabhängigkeitskrieg gegen die habsburgische Herrschaft aus. Im Ausgleich von 1867 musste Franz Joseph den ungarischen Forderungen schließlich entgegenkommen.
Im Rahmen der Doppelmonarchie entwickelte sich die ungarische Reichshälfte zu einem magyarischen Nationalstaat. Das Bekenntnis zur Staatsnation wurde zur Voraussetzung für sozialen und ökonomischen Aufstieg, während die Emanzipationsbestrebungen der ethnischen Minderheiten im Land von der Staatsgewalt systematisch unterdrückt wurden.
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs wurde Ungarn von einer tiefen sozialen und politischen Krise erschüttert, auf die mit autoritären Maßnahmen geantwortet wurde. Der „starke Mann“ Ungarns, Ministerpräsident István Graf Tisza, versuchte das Land durch den Krieg zu führen, an dessen Folgen das historische ungarische Königreich zerbrach.