Die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien als großes (Ersatz-)Spital
Nicht zuletzt aufgrund des hervorragenden internationalen Rufs der Wiener Medizinischen Schule verfügte Wien bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs über ein für zeitgenössische Verhältnisse entwickeltes Spitalswesen. In den Vorkriegsjahren wurden jährlich etwa 120.000 bis 140.000 Personen in Wiener Spitälern stationär behandelt. Das war für Friedenszeiten nach dem damaligen Stand der Medizin und des Krankenversicherungswesens viel, für einen längeren, mit modernen Waffen geführten Krieg allerdings viel zu wenig. Durch die kriegerischen Ereignisse trat zunächst ein Verdrängungsprozess in den Spitälern ein: Schwerverwundete Militärs wurden gegenüber kranken Zivilisten bevorzugt. Der enorme Bedarf an Spitalspersonal und -betten nötigte nach und nach zudem zum Bau von insgesamt acht „Kriegsspitälern“ (Barackenspitäler). Aber auch das reichte nicht aus. Daher wurde eine Vielzahl öffentlicher Gebäude in Ersatzspitäler und Lazarette umgewandelt. Nach einem Bericht der Wiener Polizei vom März 1915 bestanden neben 40 wirklichen Spitälern 266 „sonstige Spitalsunterkünfte“.