Die Slowenen waren eine der kleineren Nationalitäten des habsburgischen Vielvölkerreiches. 1910 bekannten sich 1,4 Millionen Menschen zur slowenischen Umgangssprache, was einem Anteil von 2,6 % an der Gesamtbevölkerung der Doppelmonarchie entsprach.
Das Siedlungsgebiet der Slowenen erstreckte sich über mehrere Kronländer. Das Kernland dieser südslawischen Sprachgruppe war das zu den österreichischen Erbländern zählende Herzogtum Krain. Hier waren die Slowenen mit einem Anteil von 94,4 % an der Bevölkerung die klar dominierende Nationalität. Die krainische Hauptstadt Laibach (slowen.: Ljubljana) entwickelte sich zum kulturellen Zentrum der Slowenen in der Monarchie.
In den übrigen Ländern mit slowenischem Bevölkerungsanteil waren die Slowenen in der Position einer ethnischen Minderheit. Trotzdem sie oft zahlenmäßig relativ stark waren, litten die slowenischen Minoritäten an einem Mangel an politischen Partizipationsmöglichkeiten, da sie sich in der Regel aus sozial und ökonomisch schwachen ländlichen Bevölkerungsschichten rekrutierten.
In der Steiermark betrug der slowenische Bevölkerungsanteil 29,4 % und konzentrierte sich auf die südlichen Landesteile der Untersteiermark (slowen.: Spodnja Štajerska). Dies sollte sich im Zeitalter des Nationalismus als Quelle zahlreicher Konflikte entpuppen, da die slowenischsprachigen Steirer zwar in der Gesamtsteiermark eine Minderheit darstellten, in den südlichen Landesteilen jedoch eindeutig über eine regionale Mehrheit verfügten. Besonderere Konfliktherde bildeten die lokalen urbanen Zentren Marburg (slowen.: Maribor), Pettau (slowen.: Ptuj) und Cilli (slowen.: Celje), die deutsche Sprachinseln in einem slowenisch geprägten Umland darstellten.
Ähnlich war die Situation in Kärnten, wo die Slowenen 1910 noch 21,2 % der Gesamtbevölkerung ausmachten. Die Kärntner Slowenen siedelten vorrangig in den südöstlichen Landesteilen südlich der Drau. In Kärnten waren sie ab dem späten 19. Jahrhundert einem besonders hohen Assimilierungsdruck – in erster Linie aufgrund des deutsch dominierten Schulwesens – ausgesetzt, was einen stetigen Rückgang des slowenischen Bevölkerungsanteils zugunsten der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung nach sich zog.
Über unterschiedlich starke slowenische Bevölkerungsteile verfügten auch die verschiedenen Gebiete des Küstenlandes, wo die Slowenen ebenfalls überwiegend im agrarischen Hinterland zu finden waren. In der Grafschaft Görz (slowen.: Gorica) stellten sie mit 61,9 % sogar die Bevölkerungsmehrheit, während sie auf der Halbinsel Istrien mit 14,3 % deutlich schwächer vertreten waren.
Die wachsende slowenische Präsenz in Triest (slowen. Trst), der wichtigsten Hafenstadt der Habsburgermonarchie und dem ökonomischen Zentrum der Region, barg ein enormes Konfliktpotenzial mit der traditionell dominierenden italienischen Bevölkerungsmehrheit der Stadt. Die starke Zuwanderung von Slowenen aus dem Hinterland der Stadt machte Triest neben Laibach zur bedeutendsten urbanen Siedlung der Slowenen, die 1910 hier bereits 29,8 % der Bevölkerung ausmachten.
In der ungarischen Reichshälfte siedelten Slowenen nur im sogenannten Übermurgebiet (slowen.: Prekmurje). Die dort ansässigen ca. 93.000 Slowenen bildeten in Ungarn jedoch keine statistisch relevante Größe.
Pleterski, Janko: Die Slowenen, in: Wandruszka, Adam/Urbanitsch, Peter (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Band III: Die Völker des Reiches, Wien 1980, Teilband 2, 801–838
Rumpler, Helmut: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie [Österreichische Geschichte 1804–1914, hrsg. von Herwig Wolfram], Wien 2005
Štih, Peter/Simoniti, Vasko/Vodopivec, Peter: Slowenische Geschichte. Gesellschaft – Politik – Kultur, Graz 2008