Der Habsburgermythos – Die Dynastie vor und nach 1918
Die Dynastie Habsburg-Lothringen bildete das ideologische Fundament der Habsburgermonarchie, denn die Existenz des Vielvölkerstaates ist in erster Linie als Produkt der dynastischen Geschichte des Herrscherhauses zu verstehen.
In der Spätzeit der Habsburgermonarchie war Kaiser Franz Joseph die Verkörperung des Reichsgedankens schlechthin, obwohl er gegen Ende seiner langen Regentschaft von 68 Jahren immer mehr zu einem entrückten Symbol reduziert wurde, zu einer Art Übervater. Sein Tod im November 1916 offenbarte ein Vakuum an der Spitze, das sein Nachfolger Karl nicht mehr ausfüllen konnte.
Nach dem Untergang der Monarchie taten sich die Nachfolgestaaten im Umgang mit der ehemaligen Herrscherdynastie und ihren Symbolen schwer. Ein interessantes Phänomen ist, dass der Rückblick auf die „Kaiserzeit“ umso positiver ausfällt, je weiter der zeitliche Abstand wird. Der „Mythos Habsburg“ hat das reale Reich der Habsburger somit überdauert.