Liberalismus

Der sich im österreichischen Kaiserreich seit 1815 entwickelnde Liberalismus forderte die politische Freiheit des Individuums, die man mit der Ausarbeitung einer Verfassung und der Gewaltenteilung verwirklicht sah. Zentrum des liberalen Gedankens war der vom staatlichen Zwang befreite, emanzipierte Bürger, der sich die Teilhabe am politischen Entscheidungsprozess über Leistungen im Bereich der Bildung oder Wirtschaft verdienen sollte. Ab Mitte der 1860er Jahre gelang es den Liberalen, große Erfolge zu erzielen und dem Liberalismus an die Macht zu verhelfen. Im Zuge des Börsenkrachs von 1873 wurden in ihren Reihen zahlreiche Korruptionsaffären aufgedeckt, die das Vertrauen in den Liberalismus zunehmend schwächten. Die liberale Ära währte daher nur kurz und fand mit der Wahlniederlage der Verfassungspartei im Jahr 1879 ein jähes Ende.