Die Slowaken waren eine der kleineren Nationalitäten im habsburgischen Vielvölkerreich. 1910 bekannten sich ca. 2,1 Millionen Menschen zur slowakischen Sprachgruppe, was einem Anteil von 3,8 % der Bevölkerung der Gesamtmonarchie entsprach.
Die Slowaken siedelten hauptsächlich in der ungarischen Reichshälfte, wo ihr Anteil 10,7% an der Bevölkerung betrug. In Cisleithanien wurden sie nicht gesondert ausgewiesen, sondern als Teil der tschechoslawischen Volksgruppe gemeinsam mit den Tschechen erfasst.
Das Kerngebiet der Slowaken bildeten die nordwestlichen Komitate des historischen Königreiches Ungarn – eine Region, die von den Zeitgenossen als Oberungarn bezeichnet wurde. Im Westen überschritt das slowakische Siedlungsgebiet die Landesgrenzen, da im südostmährischen Tiefland der March der Übergang zum mährisch-tschechischen Sprachgebiet fließend war. In den nördlichen und östlichen Bergregionen der Karpaten war wiederum eine genaue Abgrenzung zu den polnischen bzw. ruthenischen Gebirgsbewohnern schwierig, da nicht nur die Wirtschaftsweisen und Lebensbedingungen ähnlich, sondern auch die lokalen Dialekte nur schwer der einen oder anderen Sprachgruppe zuzuordnen waren.
Im 18. Jahrhundert beteiligten sich Slowaken auch bei der Wiederbesiedlung Ungarns nach den Verwüstungen durch die Türkenkriege. Siedlungen slowakischer Kolonisten entstanden z. B. in der Region um Budapest, in der ungarischen Tiefebene sowie in Slawonien und im Banat.
Im späten 19. Jahrhundert waren 70 % der Slowaken in der Landwirtschaft tätig, die in dieser Region noch stark von zumeist kleinstbäuerlichen Anwesen und technologisch veralteten Produktionsweisen geprägt war. Eine massive Überbevölkerung führte aufgrund der hier kaum einsetzenden Industrialisierung zu starken Abwanderungstendenzen. Slowaken zogen als Landarbeiter nach Binnenungarn und Niederösterreich. Eine Binnenwanderungswelle brachte weiters viele Slowaken in die rasant wachsende Großstadt Budapest. Dort waren sie einem großen Assimilationsdruck ausgesetzt und rasch magyarisiert. Die slowakischen Zuwanderer spielten hier eine ähnliche Rolle wie die Tschechen in Wien. 1881 gaben 6 % der Bewohner Budapests Slowakisch als Muttersprache an, 1891 trotz steigender Zuwanderung nur mehr 5,6 %. Die offiziellen Zahlen geben jedoch ein verzerrtes Bild wieder, denn für die Zeit um 1910 gehen Schätzungen von ca. 100.000 Personen mit slowakischer Muttersprache in der ungarischen Hauptstadt aus, was damals etwas über 10 % der Einwohnerschaft entsprochen hätte.
Eine enorme Auswanderungsbewegung brachte weiters Tausende Slowaken nach Übersee. So wird für die Zeit um 1900 eine Zahl von ca. 500.000 slowakischen Auswanderern in den USA angenommen.
Holotík, L’udovít: Die Slowaken, in: Wandruszka, Adam/Urbanitsch, Peter (Hrsg.): Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Band III: Die Völker des Reiches, Wien 1980, Teilband 1, 775–800
Rumpler, Helmut: Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie [Österreichische Geschichte 1804–1914, hrsg. von Herwig Wolfram], Wien 2005
Rumpler, Helmut/Seger, Martin (Hrsg): Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Band IX/2: Soziale Strukturen, Wien 2010