Lebensbedingungen in Wien bei Kriegsende, Auszug aus Kriegserinnerungen von Anton Hanausek, Seite 104f
Da ich eben schon aufgeben wollte, traf ich auf eine Bäuerin, die den Zwirn brauchte, und mir gegen diesen, den Bohnenkaffe und auch Geld cirka 15 Kg Erdäpfel und fünf mittelgrosse Häuptel Kraut ausfolgte. Das war alles. Kein Fett, kein Mehl, Kein stückchen Fleisch, kein einziges Ei eben nichts nichts nichts. Diese Urlaubswoche verbrachte ich bei Tag und Nacht, zu meist abwechselnd mit meiner Mutter und dem Anstellen um Lebensmittel. Nur auf diese Art konnte konnte man gewisse Lebensmittel erringen. Wem solche Strapaz zu arg war, dem verfielen Marken. Den arbeitenden, sowie den Alten und Kranken. Die Lebensmittelversorgung in Wien war auf einen ausserordentlichen Tiefstand gesunken. Zum Frühstück: schwarzen Ersatzkaffee mit einem oder zwei Blättchen Sacharin und einer dünnen Scheibe mieses Kukuruzbrot. Zu Mittag: Saurüben, Kürbis, Gurkensauce, Kochsalat u. ähnl., dies alles aber ohne Fett zubereitet. Nachtmahl ähnlich dem Frühstück. Am Sonntag fallweise ein winziges stückchen Fleisch mit Gemüse siehe oben. Weiters Polenta oder fadschmeckenden Maismehlkuchen ohne Fett, ohne Zucker, (Sacharin) und ohne Marmelade. Und dies seit langem und wie lange noch?
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