Briefwechsel zwischen Maximilian Liebenwein und Clementine Essigmann
Auszug aus einer Serie von Briefen, die Maximilian Liebenwein im Krieg an seine Schwägerin Clementine Essigmann schrieb. Diese übernahm nach dem Tod seiner Frau Anny Essigmann die Erziehung seiner Kinder.
- Ich bin heute von Saar operiert worden, er machte mir einen etwa
2 cm langen, tiefen Einschnitt in die Haut der Wange. Wohl gethan
hat es nicht, da ich mit Rücksicht auf die anwesenden Verwundeten
eine „locale Anaesthesierung“ ablehnte, um als Offizier nicht das Beispiel
der Wehleidigkeit zu geben. Dann war ich bei einer Schädeltrepanation
anwesend, die Saar mit dem ungarischen Arzt Dr. Pataky zusammen
an einem Artilleriekorporal ausführte. Das war früher eine schlimme
Operation, heute ist es etwas alltägliches. Das war heute der 3tte lebende Mensch
dem ich bis aufs Gehirn hineinschauen konnte. –
Der rothe Hund oder „Wachkommandant“ ist jetzt bei meinem Freunde Obltn
Schwarz von der Telegraphentruppe in L. Er brennt ihm häufig durch, kommt
aber immer wieder. Er ist eben der richtige Truppenhund, der nie das Glück hatte
bloß einen Herrn zu besitzen. – Um den Hauskatzellan ist mir sehr
leid. Er war entschieden das liebenswürdigste Glied der Sippe Podgornik. In
meinem jetzigen Quartier habe ich auch einen Katz, der aber so scheu ist,
dass er bei der ehrerbietigsten Ansprache sofort die Flucht ergreift.
Ich lege Dir hier außer dem Papiermuster auch eine Karte von Louis
bei. Dass Ida so lange leiden muss ist höchst bedauerlich. – Auch