Lebensbedingungen in Wien bei Kriegsende, Auszug aus Kriegserinnerungen von Anton Hanausek, Seite 106f
Abermals traurige Weihnachten: (1917) Mitte Dezember wurde ein derartiger H.H. Zug aufgestellt und marschmässig ausgerüstet. Ich war mitlerweile zum Gefreiten befördert worden und diesem H.H. Zug zugeteilt. Einerseits würden wir Weihnachten gerne zu Hause feiern, da aber die Frontrationen erheblich grösser waren, vor allem aber, weil nach dem Oktoberdurchbruch bei Flitsch-Tolmein, unsere Soldaten auf dem siegreichen Vormarsch an die Piave waren, zog es uns alle an die Front. Natürlich zur Front gegen den Katzelmacher.
Leider oder Gottseidank wie man es eben betrachtet, zogen sich die Vorbereitungsarbeiten derart in die Länge, dass keine Aussicht bestand, bis zum Jahresende wegzukommen. Nun, da der heilige Abend gekommen war, freute ich mich noch in Wien zu sein, um diesen Gefühlsbetonten Tag gemeinsam mit Schwesterl und Mutter zu verbringen. Auf Lebensmittelmarken wurden zusätzlich Fett, Fleisch, Zucker und einiges anderes allerdings in bescheidenen Mengen ausgegeben. So wie alljährlich gewohnt, schmückten wir ein kleines Tannenbäumchen der Zeit entsprechend etwas armselig aber mit Herz. Die folgenden Zeilen sollen die Not dieser Zeit illustrieren. Im E-Baun[?] wurden am heiligen Abend um 17U Weihnachtszubussen ausgefolgt. Es gab pro Kopf ein handtellergrosses Stück Polenta und 4 stück Äpfel. Fünf meiner Kameraden hatten mir ihre Menagekarte
überlassen, so dass es mir dafür stand, wegen dieser Zubusse am Abend des 24. nach Lainz zu fahren. Nach Hause zurück gekehrt, freuten uns wir alle drei über die 6 Würfel Polenta und 24 st Äpfel. Weiterer Kommentar überflüssig.
Als wir drei, Mutter Paula und ich um den brennenden Christbaum sassen, gedachten wir unserer in Not befindlichen Heimat der hoffentlich bald der Frieden beschieden werden möge. Wir gedachten unses kranken Vaters, wir gedachten meiner in der Fremde weilenden Schwester Mina, und als Last not least unsere Mutter das Lied aller Weihnachtslieder – Stille Nacht heilige Nach anstimmte, waren daraufhin die Tränen die unsere Wangen netzten, der Ausbruch allzu grossen Leiden. Mutter du stille Heldin, was wirst du noch ertragen müssen.
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