Weihnachten in russischer Kriegsgefangenschaft, Auszug aus Kriegstagebuch von Walter Friedrich, Seite 4f
dass die Konsignationen aus Tara und auch die rückständige Gage hier sei. Auf unser wiederholtes Drängen gab uns Duitsburg immer ausweichende Antwort. Nun erkannten wir seinen wahren Karakter. Er war ein ganz gemeiner Dieb wie man sie hier zu Lande häufig findet. Duitsburg sagte uns, dass er nun auch bald in die Front gehen werde. Unsere Oktobergage nahm er als Kriegsbeute mit, sie betrug etwa 8000 R. Wie schwer es war unter diesen Verhältnissen die Lasten der Gefangenschaft zu ertragen lässt sich nicht schildern. Besonders wenn aus der Front ganz schlechte Nachrichten eintrafen, und das war oft, waren wir ganz niedergebrochen. Unsere einzige Hoffnung waren die Hungusen.
Um das Elend unter der Mannschaft noch zu vermehren, brachen in einzelnen Kasernen die Pocken aus. Die gefährdeten Gebäude wurden abgesperrt und die Erkrank-
ten in einem gesonderten Teil des Spitals untergebracht. Wir ließen uns der Vorsicht halber alle impfen. Dass man hier in der Gefangenschaft auf eine derartige Weise noch zu Grunde gehen könne war ein furchtbarer Gedanke. Nach zirka 14 Tagen trat kein neuer Fall mehr auf und die Gefahr war vorüber.
So kam langsam Weihnachten heran.
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