Briefwechsel zwischen Maximilian Liebenwein und Clementine Essigmann

Auszug aus einer Serie von Briefen, die Maximilian Liebenwein im Krieg an seine Schwägerin Clementine Essigmann schrieb. Diese übernahm nach dem Tod seiner Frau Anny Essigmann die Erziehung seiner Kinder.

die Drahtverhaue, die Laufgräben, und was es
sonst noch alles in einer Kampflinie zu sehen
gibt. Vom Regt. 409 kamen wir noch zu einem
andern Baon, nahe bei M., ganz nah am I.
Drüben am Berghang eine Ortschaft, in der
bei den Katzelmachern einige Lichtlein brannten.
Die Nacht war mondlos aber sternhell; man
konnte drüben alle Stellungen des Feindes erkennen.
Mir machte es viel Spaß, wieder einmal dem
Feinde so nahe zu sein. Wir besuchten dort
noch die M.G.Abt. und den Ltn. L., der sich
eine wundehübsche Bude in den Berghang
granatsicher eingegraben hat. dann empfahlen
wir uns von den Herren der Baons, und stiegen auf-
wärts dem Sattel zu, über den wir nach B.
gelangen mussten. Es war ½ 5 Uhr. Wir
waren noch gar nicht weit, und konnten beim
Licht der aufgehenden Mondsichel die feindlichen
Sallungen deutlich sehen. Da fielen drüben
2 Schüsse. Wahrscheinlich hatte sich bei einer
unsrer Feldwachen etwas gerührt. Dann ein
Schuss von unsrer Seite. Drüben ein Schrei und
ein dumpfer Fall, die Worte „Santa Maria“
und still war es wieder und es war um
einen Welschen weniger. So geht Tag