Briefwechsel zwischen Maximilian Liebenwein und Clementine Essigmann

Auszug aus einer Serie von Briefen, die Maximilian Liebenwein im Krieg an seine Schwägerin Clementine Essigmann schrieb. Diese übernahm nach dem Tod seiner Frau Anny Essigmann die Erziehung seiner Kinder.

Hansl erfreuen mich nicht, wie Du Dir denken kannst. Dass
der Bub gar nicht anziehen mag! Und dass er nicht bedenkt, wohin
es führen muss; wenn er wieder durchfällt! Er will doch nicht 10
Jahre in der Mittelschule bleiben. Auch beim Übertritt in eine Realschule
bleibt ihm ja das Französische nicht erspart. Er muss also in den
sauern Apfel beißen und das Französische mitnehmen, wenn er
Techniker werden will. Auch wenn er zur Marine will, braucht er es;
leidet er in der Mittelschule Schiffbruch, so kann er vielleicht in
eine Gewerbeschule gehen, oder vielleicht Musiker werden und sich mit
Geigen durchbringen, aber zu jeder höheren Berufsart gehört die
Mittelschule! Ohne sie kann er keine Hochschule besuchen; und
wie soll es mit seinem Militärdienst aussehen? will er in den
sogenannten „Schnellsiederkurs“ gehen, um das Einjährigenrecht zu
erwerben? Sein Vater dient bei einem höheren Kommando und hat so
manche verantwortungsvolle Aufgabe gelöst, und er will vielleicht
Pfeifendeckel werden? – Ich glaube Du könntest ihm jetzt
einmal den Brief vorlesen, den ich ihm zu Weihnachten schrieb,