Kriegstagebuch aus der Hinterlassenschaft von Walter Friedrich
Auszug aus den Tagebucheinträgen von Walter Friedrich in russischer Kriegsgefangenschaft, verfasst im Dezember 1914 im Gefangenenlager Spasskoje bei Wladiwostok
8.12.1914 Besuch von Schwester M.
Am 8.12. war Schwester Mathilde bei uns zum Mittagessen. Sie hatte sich Tiroler Knödel gewünscht, die wir ihr natürlich gern machten. Für uns war es ein Festtag, in der Gefangenschaft eine Dame als Gast zu haben. Schwester Mathilde war sehr nett und es tat ihr sichtlich wohl aus ihrem Wirkungskreis wieder einmal heraus zu kommen. Sie mochte in ihrem Leben viel mitgemacht haben und hatte es hier nicht gut. Da sie Deutsche war, wurde sie als Spionin betrachtet.
Ich hatte inzwischen alle möglichen Versuche gemacht mit Hilde mich telegrafisch zu verbinden. Alle Anstrengungen waren vergebens, ich erhielt keine Anwort. Viele Herrn hatten schon Telegramme erhalten und nur ich ging regelmäßig leer aus. Auch mit Alfred Ohme versuchte ich mich zu verständigen, aber ich erhielt auf meine Karten keine Antwort. Wenn ich nicht ein so felsenfestes Vertrauen gehabt hätte, dass zuhause alles wohl