Kriegsgefangenenkorrespondenz aus der Hinterlassenschaft von Otto Baumgartner
Auszug aus der Kriegsgefangenenkorrespondenz zwischen Otto Baumgartner und seinem Vater Anton Baumgartner, verfasst im Zeitraum April 1916 bis Juni 1917 in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern in Sibirien bzw. in Wien
Omsk am 8/8 1916
Liebe Eltern
In anfang meines Schreiben Grüse ich auch aufs Herzlichte aus der weiten Verne. Es ist jetz über ein Jahr das ich von Zuhause Fort bien und Bereitz ein Jahr das ich gefangen bien und wie lang wiert es noch dauern, man send sich halt nach der Heimat über haubt wen man auf den Wiender dengt. Nun man darf den Mut nicht verlieren, den das Ende muss ja doch komen. Die Haubsache ist wen man Gesund bleibt. Liebe Eltern ich habe wieter um Gelt geschrieben, wen ich Wieter Zuhause kome so werte ich euch ser Dangbar sein. son get es mir Gotseidang so weit gut das ich von auch allen hoffe. Es grüst auch alle auer Dangbarer Son Otto
Orthografisch korrigierte Version:
Omsk am 8/8 1916
Liebe Eltern,
Am Anfang meines Schreibens grüße ich euch aufs herzlichste aus der weiten Ferne. Es ist jetzt über ein Jahr dass ich von zuhause fort bin und bereits ein Jahr dass ich gefangen bin und wie lange wird es noch dauern. Man sehnt sich halt nach der Heimat, überhaupt wenn man auf den Winter denkt. Nun man darf den Mut nicht verlieren, denn das Ende muss ja doch kommen. Die Hauptsache ist, dass man gesund bleibt. Liebe Eltern, ich habe wieder um Geld geschrieben. Wenn ich wieder nachhause komme so werde ich euch sehr dankbar sein. Sonst geht es mir Gott sei dank soweit gut, was ich von euch allen hoffe. Es grüßt euch alle euer dankbarer Sohn Otto