Kriegsgefangenenkorrespondenz aus der Hinterlassenschaft von Otto Baumgartner

Auszug aus der Kriegsgefangenenkorrespondenz zwischen Otto Baumgartner und seinem Vater Anton Baumgartner, verfasst im Zeitraum April 1916 bis Juni 1917 in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern in Sibirien bzw. in Wien

Omsk am 29/6 1916
Liebe Eltern,
Ich war jetz 6 Monate in ein anderes Lager in Nowo Nikoleijefs. und habe auch öfters geschriben, und bin an 27/6 wider nach Omsk gekomen, und habe erfaren das ich 3 Karten hir habe, war ser erfraut über die guten Nachriten das ihr alle gesund seit, und 1 Bankanweisung mit 20 Rubl aber die ist von hir nach Nowonigoleijef gegangen und ich nach Omsk und die 2 Bananweisung ist noch nicht hir. jetz kein Gelt schiken den ich weis nicht wielange ich noch hir bin. Verwundet war ich nicht etwas Verkült, aber in Nowo Nigoleijef bin ich 4 Monate in Lazaret gelegen und habe eine Ribenfelenzündung glülich über Stanten. jetz get es mir wider so zimlich gut das ich von euch allen hoffe. Es grüs auch alle herzlich Otto

Orthografisch korrigierte Version:

Omsk am 29/6 1916
Liebe Eltern,
Ich war jetzt 6 Monate in einem anderen Lager in Nowo Nikolajewsk und habe auch öfters geschrieben, und bin am 27/6 wieder nach Omsk gekommen, und habe erfahren, dass ich 3 Karten hier habe. War sehr erfreut über die guten Nachrichten, dass ihr alle gesund seid, und über 1 Bankanweisung mit 20 Rubel. Aber die ist von hier nach Nowo Nikolajewsk gegangen und ich nach Omsk und die 2. Bankanweisung ist noch nicht hier. Jetzt kein Geld schicken denn ich weiß nicht wie lange ich noch hier bin. Verwundet war ich nicht - etwas verkühlt, aber in Nowo Nikolajewsk bin ich 4 Monate im Lazarett gelegen und habe eine Rippenfellentzündung glücklich überstanden. Jetzt geht es mir wieder so ziemlich gut was ich von euch allen hoffe. Es grüßt euch alle herzlich Otto