Kriegsgefangenenkorrespondenz aus der Hinterlassenschaft von Otto Baumgartner
Auszug aus der Kriegsgefangenenkorrespondenz zwischen Otto Baumgartner und seinem Vater Anton Baumgartner, verfasst im Zeitraum April 1916 bis Juni 1917 in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern in Sibirien bzw. in Wien
26/4, Soltatenstechen, Nowenigoleijet
Lieber Vater,
Habe schon öfters nachhaus geschriben - und denge ihr wertet doch ein Schreiben erhalten haben. habe auch um Geld geschriben, habe weter gelt noch ein Schreiben erhalten. es ist das 8 Monad wo ich von zuhause keine Nachricht habe. Lieber Vater Hoffendlich get es dir und der lieben Mutter so wie allen Geschwiestern gut get und gesud seit so wie ich. Hoffen wier das Heauer noch Friten wirt und das wier alle gesund Nachhause komen. Max wirt siche auch nima zuhause sein. jetz bist du und die libe Mutter und Mieli alein zuhase. Mit Hertzlichen Grus an dich und an die liebe Mutter so wie an allen Geschwiestern dein Dangbarer Son Otto. Viele Grüse an alle Verwanten und Bekanten
Orthografisch korrigierte Version:
26/4, Soldatenstädtchen, Nowo Nikolajewsk
Lieber Vater,
Habe schon öfters nachhause geschrieben und denke ihr werdet doch ein Schreiben erhalten haben. Habe auch um Geld geschrieben, habe weder Geld noch ein Schreiben erhalten. Es ist der 8. Monat wo ich von zuhause keine Nachricht habe. Lieber Vater, ich hoffe, dass es dir und der lieben Mutter so wie allen Geschwistern gut geht und dass ihr gesund seid so wie ich. Hoffen wir, dass heuer noch Frieden wird und dass wir alle gesund nachhause kommen. Max wird sicher auch nicht mehr zuhause sein. Jetzt bist du und die liebe Mutter und Milli allein zuhause. Mit herzlichem Gruß an dich und an die liebe Mutter sowie an alle Geschwister dein dankbarer Sohn Otto. Viele Grüße an alle Verwandten und Bekannten