Pre-war
1914
Outbreak of the war
1915
1916
1917
1918
End of the war
Post-war

Diary with retrospective passages from the left papers of Julie Söllner

Excerpt from diary entries by Julie Söllner on the situation in Vienna after the initial enthusiasm for the war had waned, written in March 1915 in Vienna

[…]
Dann kamen wir nach Wien. Hier hatte sich die Hochflut der Begeisterung schon gelegt, man sah nicht mehr die frohe, siegessichere Jugend, die bereit war für das Vaterland zu sterben; die Aufzüge und Begeisterungskundgebungen waren am 5. August vorbei. Aber ein Treiben schüttelte die ganze Stadt, man konnte kaum

von einer Zeitung auf die andere warten, immer hoffte man, das bald eine erlösende, befreiende Nachricht kommen werde. Sie kam nicht. Man war nervös in rasendem Siegeslauf durcheilten die Deutschen Belgien und Nordfrankreich, ja und wir mußten die Russen aufhalten, damit die Dampfwalze sich nicht auf Berlin und Wien stürze. Jeder, der aus seinen vier Wänden heraustrat, wurde von dem allgemeinen Wirbel mitgerissen, die ersten Abende gingen wir in’s Caféhaus, um noch spät abends die neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplatz zu hören, es war nervenaufreibend[?] und ich habe von einer mir bekannten Dame den Ausspruch gehört, „es ist herrlich, es ist spannend.“ Tagsüber nahm ich mir vor zu Hause zu bleiben, wenn aber dann am Abend die Extraausgaben ausgerufen wurden, wenn man dachte die Entscheidung müsse bald fallen, dann litt es mich auch nicht zu Hause, ich mußte hören, ich mußte sehen. Es kamen die Tage