Kriegstagebuch aus der Hinterlassenschaft von Walter Friedrich
recht nett aus. An die Stelle des Engels kam auf die Spitze eine schwarz gelbe Fahne. Am heiligen Abend gab es Backfisch und an Stelle des Apfelstrudels einen großen Scheiterhaufen. Als wir abgegessen hatten und der Tisch abgeräumt war, zündeten wir den Kristbaum an. Dieser Moment wird mir unvergesslich bleiben. Keiner sprach ein Wort, lang betrachteten wir den brennenden Baum. Es dauerte lange bis ein Gespräch zu Stande kam. Schwester Mathilde hatte uns zur Feier des Tages eine Flasch Cognac gespendet. Es durfte natürlich niemand ein Wort davon erfahren, sonst wäre es ihr schlecht gegangen. Um 10h gingen wir heim in’s Quartier. Die übrigen Offiziere hatte in der allgemeinen Menage keine Feier veranstaltet. In unserem Zimmer hatte Handel einen kleinen Baum aufgestellt. Ich legte mich bald nieder, aber einschlafen konnte ich nicht,
denn um diese Zeit, es war 1 h nachts wurde der Kristbaum angezündet. Seit 4 Monaten hatte ich von Hilde keine Nachricht. Es war entsetzlich.
Am ersten Feiertag hatten wir Schwester Matilde wieder zum Mittagessen als Gast.
So kam auch der Silvesterabend heran, den wir aber nicht besonders feierten. Die Mannschaft hatte sich ein Teaterstück „Der eifersüchtige Pensionist“ einstudiert und gab es nun zum Besten. Sie hatten sich ja alle erdenkliche Mühe gegeben aber es war doch alles zu primitiv.
Gegen 11h legte ich mich nieder und versuchte in’s neue Jahr hinüber zu schlafen. Die lieben Kameraden veranstalteten aber die ganze Nacht Umzüge, alles brüllte und schrie was es konnte, so dass an ein einschlafen nicht zu denken war. Ich wunderte mich nur wo die Herren Laune und Stimmung zu einem derartigen Treiben hernahmen.
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