Pre-war
1914
Outbreak of the war
1915
1916
1917
1918
End of the war
Post-war

Diary from the left papers of Bernhardine Alma

Excerpt from the diary entries of Bernhardine Alma on the euphoric mood at the start of the war, written in summer 1914 in Vienna

Und ich wollte doch, der Krieg wäre schon aus. Heute trug mir einer seine Begleitung an, ferner wollte er mit mir in die Conditorei in die Löwengasse gehen und dann in ein Caffeehaus, weil ich „ein reizendes Mädel“ bin. – Ich verhielt mich natürlich sehr ablehnend. Komisch, daß der nicht einrückte (der Kurt dürfte eingerückt sein) er war noch jung, elegant und ziemlich nett; er sah wie ein Schauspieler aus. Die Leute auf der Gasse tun oft sehr nett, aber bei denen, die in Krieg gehen, ist – es etwas ganz anderes. – – Heute waren Sigrid u. ich wieder am Getreidemarkt, resp. Gumpendorferstraße bei der R.O.H.Ö und werden wir zum Recherchendienst verwendet. – Es sollen nicht viele sterben – es ist so schade, um einen jeden. –

2. August 1914. Sonntag, abends.
Ich wollte, der Krieg wäre schon um – er ist mir schrecklich. Zwischen Rußland u. Deutschland soll er schon ausgebrochen sein – Gerüchte sprechen von einer Ermordung Poinkarées, eine Revolution in Polen und Frankreich – Das ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, Böses muß gebären! – Ich wollte, es wäre schon wieder Friede und alles gut. Mama meint, ich solle dem Kurt schreiben, der ja am Schlachtfeld ist. – Ich möchte die Verwundeten so gerne pflegen! – Unser Militär sieht überhaupt riesig vorteilhaft aus. – Papas Onkel Rudolf war heute da. Marius ist wirklich verliebt in mich und ich mag es den Eltern nicht sagen, weiß aber nicht recht, was ich dagegen tun soll. Meinen kl. Antonius ließ ich mir heute in der Rochuskirche weihen. In der Sakristei dort ist es sehr lieb und der Geistliche war reizend, sah dem Liebenkittl ähnlich und war sehr liebenswürdig. Der Krieg soll schon aus sein! – Er ist mir fürchterlich. Eventuell heiratet Cora jetzt sehr bald. – – – – Es kommt immer anders – wie wird es komnen? –

etwas später.
Die Stimmug ist schrecklich – Der Zapfenstreich blüht – und es geht einem ans Herz. Ich bin allein im Speiszimner – die Balkontür ist offen – dunkel fließt die Donau vorbei – der Zapfenstreich ist ergreifend – hin und wieder hör ich ein Auto vorbei rasen – jetzt fahrt die Preßburger – sind wieder Vaterlandskämpfer drinnen? – Und sie ziehen fort – lachend – lustig – jeder glaubt, es trifft den andren und jeder ist ein andrer – Jetzt ist eine Zeit der Prüfung gekomnen – jetzt laßt uns zusamnen halten –
Gott erhalte, Gott beschütze
Unseren Kaiser, unser Land! –
[…]